Coronakrise Supermärkte und Kliniken buchen verstärkt Sicherheitskräfte

In der Coronakrise steigt der Bedarf an Sicherheitskräften in Krankenhäusern und Lebensmittelgeschäften. Die Security-Leute sollen Zugänge zu Gebäuden begrenzen - und mögliche Handgreiflichkeiten um Ware stoppen.
Supermarkt im baden-württembergischen Göppingen (Archivbild)

Supermarkt im baden-württembergischen Göppingen (Archivbild)

Foto: Tom Weller/ dpa

Kliniken und Supermärkte scheinen in der Coronakrise ein wachsendes Bedürfnis nach Absicherung zu haben. Die Zahl der Anfragen solcher Kunden habe spürbar zugenommen, teilte der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) auf Anfrage des SPIEGEL mit.

"Firmen scheinen sich Sorgen zu machen, dass die Maßnahmen zur sozialen Isolierung noch weiter verschärft werden und manche Kunden darauf aggressiv reagieren", sagte eine Sprecherin. "In manchen Supermärkten werden Kunden schon jetzt merklich unfreundlicher gegenüber dem Personal, wenn Ware fehlt. Einige Filialleiter scheinen Handgreiflichkeiten oder gar Plünderungen vorbeugen zu wollen."

In Kliniken sei teils zu beobachten, dass Besucher ungehalten geworden seien, weil Kranke nur noch von einer Person täglich für eine Stunde besucht werden durften, ergänzte die Sprecherin. "Auch hier scheinen einzelne Krankenhäuser sich darauf vorzubereiten, dass die Stimmung ungemütlicher werden könnte, wenn die Auslastung durch Corona steigt."

Die Firma Kötter Security, das zweitgrößte Sicherheitsunternehmen Deutschlands, bestätigte den vom Verband geschilderten Trend, führte allerdings andere Motive für die wachsenden Buchungen an. "Es gibt verstärkte Anfragen von Kliniken und Krankenhäusern sowie Supermärkten", sagte Geschäftsführer Andreas Kaus dem SPIEGEL. Auch Kreditinstitute und Industriefirmen hätten ihre Buchungen erhöht.

Die angefragten Sicherheitskräfte sollen demnach vor allem Zutrittskontrollen für Gebäude regulieren. "Sie sollen dafür sorgen, dass zum Beispiel nur eine begrenzte Anzahl von Menschen zeitgleich Supermärkte oder Foyers von Banken betritt und dass diese Besucher den notwendigen Mindestabstand zueinander einhalten", sagt Kaus.

Drohen bald Kapazitätsprobleme?

Die Sicherheitsfirma Gegenbauer verzeichnet nach eigenen Angaben ebenfalls vermehrt "Anfragen für Sicherheitsleistungen seitens Einrichtungen des Gesundheitswesens, vor allem aber im Einzelhandel". Jetzt, da spezielle Corona-Kliniken eingerichtet werden sollen, wie gerade auf dem Messegelände in Berlin, dürfte die Zahl solcher Anfragen weiter steigen, teilte ein Sprecher mit.

Der Branche drohen dann wahrscheinlich Kapazitätsprobleme. "Zwar ist momentan erst einmal mehr Personal verfügbar, weil Großveranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte abgesagt wurden", teilt der BDSW mit. "Gleichzeitig liegt der Krankenstand in der Branche momentan bei 30 Prozent. Viele Sicherheitskräfte sind erkältet. Andere bleiben bei leichtem Husten zunächst zu Hause, um nicht aus Versehen das Coronavirus zu verbreiten."

Hinzu komme, dass Schulen und Kitas geschlossen seien und manche Sicherheitskräfte nicht mehr voll arbeiten könnten, weil sie ihre Kinder betreuen, teilt der Verband mit. Erschwerend sei, dass nun noch die Industrie- und Handelskammern ihre Schulungen für neues Sicherheitspersonal ausgesetzt hätten.

Kötter-Security-Chef Kaus plädiert für unkonventionelle Maßnahmen. Denkbar sei, den Zutritt zu Supermärkten und ähnlichen unkritischen Infrastrukturen während der Coronakrise auch von ungeschulten Servicekräften regeln zu lassen, sagt er. Zum Beispiel vom Gastwirt, der seine Kneipe oder vom Fitnesstrainer, dessen Studio schließen musste.

"Im Gegensatz dazu muss der Zutritt zu sicherheitsrelevanten Bereichen wie Krankenhäusern weiter durch qualifizierte Kräfte erfolgen", sagt Kaus. Servicekräfte könnten dafür notwendige Ressourcen freischaufeln.

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