Vor Eröffnung der Börsen am Montag Schweiz berät unter Zeitdruck über Rettung der angeschlagenen Credit Suisse

Credit Suisse in Zürich: Wird bereits von der Notenbank gestützt
Foto: Pascal Mora / Bloomberg / Getty ImagesBanken, Behörden und Regierungsmitglieder in der Schweiz stehen angesichts der prekären Lage bei der Credit Suisse unter Druck. Noch ehe am Montag die Börsen wieder öffnen, wollen sie einen Rettungsplan für die angeschlagene Großbank präsentieren. Medienberichten zufolge streben alle Seiten eine Übernahme durch die UBS, die größte Bank des Landes, an.
Die Übernahme der zweitgrößten Bank durch die UBS soll laut »Blick« im Lauf des Tages bei einem außerordentlichen Treffen in Bern besiegelt werden, bei dem Regierung und Führungskräfte der Banken zusammenkommen. Später solle dann die Öffentlichkeit informiert werden. Der »Financial Times« zufolge erwägt die UBS, die Rivalin ganz oder anteilig zu übernehmen. Eine Einigung stehe möglicherweise kurz bevor, es gebe aber »keine Garantie«.
Apropos Garantie: Die UBS fordert Insidern zufolge auch umfangreiche Staatsgarantien für eine mögliche Notübernahme, etwa um Rechtskosten und potenzielle Verluste zu decken. Es gehe um eine Größenordnung von rund sechs Milliarden Dollar, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Abhängig von den Bedingungen seien aber auch höhere oder geringere Beträge möglich. Die Garantien würden die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche weitere bisher nicht bekannte Risiken abdecken, sagten zwei Insider. Mit einer Übernahme soll die Vertrauenskrise rund um die krisengeplagte Credit Suisse ausgeräumt werden.
10.000 Jobs stehen auch bei Übernahme auf dem Spiel
Zugleich drängen die Schweizer Behörden die UBS laut Insidern zur Notübernahme. Damit sollen auch schwere Erschütterungen im internationalen Finanzsystem verhindert werden. Über Details wurde hinter den Kulissen fieberhaft verhandelt. Komme es zu der Übernahme, müssten aber wohl 10.000 Jobs gestrichen werden. Sprecher der Credit Suisse, der UBS und des Schweizer Finanzministeriums lehnten Stellungnahmen zu den Verhandlungen ab.
Eine Fusion dieser Größenordnung, bei der es um die vollständige oder teilweise Übernahme einer Bank geht, die bei den Anlegern zunehmendes Unbehagen hervorruft, würde normalerweise Monate dauern. Der UBS blieben nur einige Tage Zeit. Sie hatte sich lange dagegen gesträubt – laut »Blick« wurde jedoch der Druck, eine rasche Lösung zu finden, zu groß, und die Behörden sahen sich zum Einschreiten gezwungen.
Ein Kauf dieser Größe ist eine komplexe Angelegenheit: Die Schweizer Wettbewerbskommission könnte etwa Bedenken gegen die Übernahme der zweitgrößten Bank des Landes haben. Dennoch deute alles »auf eine Schweizer Lösung am Sonntag« hin, schrieb »Blick«: »Wenn am Montag die Schweizer Börse öffnet, könnte die Credit Suisse Geschichte sein.«
Die Schweizer »SonntagsZeitung« spricht bereits von der »Fusion des Jahrhunderts«. Das Undenkbare werde wahr, die Credit Suisse stehe vor der Übernahme durch die UBS. Demnach sahen Regierung, Finma und SNB keine andere Möglichkeit, der Druck aus dem Ausland sei zu groß geworden – und die Angst, dass die taumelnde Credit Suisse eine globale Finanzkrise auslösen könnte.
Credit Suisse gilt als »too big to fail«
Die UBS und die Credit Suisse gehören zu den 30 Banken weltweit, die als »too big to fail« eingestuft werden, da ihre Insolvenz eine verheerende Auswirkung auf die Gesamtwirtschaft haben würde. Die Credit Suisse war nach einer Reihe Skandale zuletzt weiter unter Druck geraten, Anleger zogen in großem Stil Geld ab – und die Bank räumte erhebliche Schwächen bei ihren Finanzberichten ein. Verschärft wurde die Lage unter anderem durch die Schließung der beiden US-Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank. Äußerungen des größten Anteilseigners aus Saudi-Arabien, der Saudi National Bank, die Investitionen in das Schweizer Institut nicht erhöhen zu wollen, ließen den Aktienkurs dann einbrechen.
Trotz massiver Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank mit Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken gab der Kurs der Credit Suisse nach kurzer Erholung am Freitag erneut nach. Jetzt wird mit Spannung erwartet, ob die Großbank ein weiteres Abrutschen vermeiden kann, wenn am Montag der Handel an der Schweizer Börse beginnt.