Geldwäscheverdacht Schweizer Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen Credit Suisse

Credit-Suisse-Stammhaus am Paradeplatz in Zürich
Foto: ARND WIEGMANN / REUTERSDie Schweizer Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen die Credit Suisse erhoben. Die Ermittler werfen der Großbank vor, nicht alle erforderlichen organisatorischen Vorkehrungen getroffen zu haben, um Geldwäsche von Vermögenswerten einer kriminellen Organisation zu verhindern, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte.
Hintergrund sind umfangreiche Ermittlungen zu der schweizerischen Geschäftstätigkeit einer kriminellen Organisation aus Bulgarien. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hat ein ehemaliger bulgarischer Spitzensportler bis 2012 mehr als zehn Jahre lang Kokain aus Südamerika nach Europa schmuggeln lassen. Er sei in mehreren europäischen Staaten zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Die Erlöse aus dem kriminellen Geschäft seien in der Schweiz deponiert und durch Immobilienkäufe in den legalen Wirtschaftskreislauf geschleust worden.
Organisationsversagen?
Eine Kundenberaterin der Credit Suisse habe Transaktionen ausgeführt, obwohl starke Hinweise vorlagen, dass die Gelder aus einem Verbrechen herrührten, so die Bundesanwaltschaft. Die Bank habe ihre Pflicht aus den Geldwäschereivorschriften nicht erfüllt. Das Kontrollsystem sei mangelhaft gewesen.
Die Bank sagte dazu, unabhängige Experten hätten ihr bescheinigt, dass die Bundesanwaltschaft Regeln und Grundsätze zur Beurteilung herangezogen habe, die im relevanten Zeitraum gar nicht existiert hätten oder im schweizerischen Recht bewusst nicht umgesetzt worden waren.
Die Anklage erstreckt sich auf die Bank, eine ehemalige Kundenbetreuerin und zwei Mitglieder der kriminellen Organisation. Die Bank teilte mit, sie habe dies »mit Befremden« zur Kenntnis genommen. »Die Credit Suisse weist die gegen sie erhobenen Vorwürfe in aller Form zurück und ist auch von der Unschuld ihrer ehemaligen Mitarbeiterin überzeugt.«
Die Credit Suisse war zuletzt wiederholt ins Zentrum von Skandalen gerückt. Konzernchef Tidjane Thiam war Anfang des Jahres im Zuge einer aufsehenerregenden Beschattungsaffäre zurückgetreten. Zuvor war einer seiner Spitzenbanker zur Konkurrenzbank UBS gewechselt, nach einem heftigen Streit auf einer Gartenparty. Lesen Sie dazu hier: Kabale am Zürichsee.
Zu den aktuellen Vorwürfen kündigte Credit Suisse an, sie werde ihre Position entschlossen verteidigen. Das Schweizer Bundesstrafgericht könne in einem solchen Verfahren neben einer Gewinneinziehung eine Buße von höchstens fünf Millionen Franken verhängen. Die Credit Suisse erwarte jedoch, dass sie aufgrund der Fakten vor dem Bundesstrafgericht siegen werde.