Cum-Ex-Skandal Bankhaus Maple verklagt EY auf 195 Millionen Schadensersatz

Das Bankhaus Maple soll den Fiskus um viele Millionen Euro betrogen haben. Jetzt verklagt das Institut die Unternehmensberatung EY: Sie sei für den Schaden mitverantwortlich.
Der Fall wird von einer Spezialkammer des Landgerichts Stuttgart verhandelt

Der Fall wird von einer Spezialkammer des Landgerichts Stuttgart verhandelt

Foto: Marijan Murat / dpa

Die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater von EY haben die Frankfurter Bank Maple in den hochumstrittenen Cum-Ex-Geschäften angeblich falsch beraten. Nun hat der Insolvenzverwalter der Maple Bank die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY auf 195 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Laut einer Gerichtssprecherin verhandelt den Fall eine Spezialkammer des Landgerichts Stuttgart.

Zunächst habe der Insolvenzverwalter in der Klage aus Dezember 2019 die Schadensersatzforderung noch auf 95 Millionen Euro beziffert. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über die höhere Schadensersatzforderung berichtet.

EY sei für den Schaden mitverantwortlich, weil man als Steuerberater falsch beraten und als Wirtschaftsprüfer widerrechtlich ein Testat erteilt habe, obwohl die Maple Bank für die riskanten Geschäfte keine Rückstellungen gebildet habe, argumentiert der Insolvenzverwalter der Bank. Die Maple Bank war 2016 wegen ihrer Verwicklung in Cum-Ex-Geschäfte zusammengebrochen.

Ein Sprecher von EY wies die Anschuldigungen zurück. "Wir betonen, dass wir an der Gestaltung von Cum-Ex-Geschäften weder in diesem Fall noch in anderen Fällen beteiligt waren."

Bei den Cum-Ex-Geschäften handelten Banken mit Aktien vor (cum) und nach (ex) Auszahlung der Aktiendividenden. Dazu wurden rund um den Dividendenstichtag Aktien mit (cum) und ohne (ex) Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Finanzämter erstatteten dann Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem Staat entstand so ein Milliardenschaden.

EY ist in jüngster Zeit ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, weil das Unternehmen als Prüfer für den skandalgeschüttelten Finanzdienstleister Wirecard tätig war. Über viele Jahre hatte EY dem Zahlungsabwickler den Jahresabschluss testiert. Im Juni hatte der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. 

kim/dpa
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