Anhaltender Chip-Mangel Daimler schickt erneut Tausende in Kurzarbeit

Daimler setzt der Mangel an Halbleitern weiter zu, wieder müssen Tausende Arbeiter in Kurzarbeit gehen. Und um die halb fertigen Autos abzustellen, mietete der Konzern kurzerhand Flächen auf einem Flugplatz.
Daimler-Produktion im Werk in Bremen: Dauert die Chipkrise Jahre an?

Daimler-Produktion im Werk in Bremen: Dauert die Chipkrise Jahre an?

Foto: Carmen Jaspersen/ dpa

Erst vor rund einer Woche lief die Produktion wieder so richtig an, nun muss der Autokonzern Daimler wegen der Chipkrise in der Fahrzeugbranche erneut Tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Betroffen ist insbesondere das Bremer Mercedes-Werk. Teilweise geht es auch um die Werke in Sindelfingen und Rastatt.

Der Fertigungsstopp in Teilbereichen in Bremen gelte ab Montag und zunächst bis zum Ende der Woche, teilte der Konzern mit. Konkrete Zahlen zu den betroffenen Mitarbeitern nannte Daimler nicht. Die Beschäftigten behalten bei Kurzarbeit jedoch ihren Arbeitsplatz und können unter Umständen Kurzarbeitergeld bei der Arbeitslosenversicherung beantragen.

Halbfertige Autos auf Flugplatz abgestellt

Der Chipmangel führt für Daimler wiederum dazu, dass der Autobauer zunehmend externe Lagerflächen nutzen muss, um Autos zu parken, die nicht fertiggestellt werden können: »Derzeit kommt es aufgrund des weltweit anhaltenden Lieferengpasses an bestimmten Halbleiterkomponenten zeitweise zu einem erhöhten Aufkommen von zwischengelagerten Fahrzeugen«, sagte eine Sprecherin den »Stuttgarter Nachrichten« und der »Stuttgarter Zeitung« , die zuerst über die erneute Kurzarbeit berichtet hatten. Zu diesen Logistikflächen zähle unter anderem der stillgelegte Flugplatz in Ahlhorn bei Bremen.

In Bremen war die Produktion ebenso wie in Rastatt und teils in Sindelfingen erst Anfang dieser Woche wieder aufgenommen worden. In Rastatt und Sindelfingen soll nach Konzernangaben kommende Woche im Grundsatz regulär gearbeitet werden, die Unterbrechungen sollen sich dort in Grenzen halten.

Werksferien in Ungarn verlängert

Vorerst weiter ganz ausgesetzt bleibt dagegen die Fertigung im ungarischen Mercedes-Werk in Kecskemét. Hier wurde ein bereits seit mehreren Wochen geltender Produktionsstopp – in diese Zeit fielen auch sowieso geplante Werksferien – bis Ende kommender Woche verlängert.

Der Chipmangel könnte die Erholung Daimlers nach der Coronakrise bremsen, nachdem der Autokonzern zuvor noch mit Milliardengewinn ins neue Jahr gestartet war. Wegen fehlender Halbleiterchips haben auch andere Autohersteller wie Ford, VW, BMW und sogar Tesla Schichten absagen und die Fertigung drosseln müssen.

Der Chiphersteller Intel hatte gewarnt, die Engpässe könnten mehrere Jahre andauern – auch weil Investitionen nicht sofort greifen. Hinter dem Chipmangel steckt eine Abhängigkeit von wenigen großen Anbietern wie TSMC aus Taiwan oder Samsung aus Südkorea, die den Herstellern die Bedingungen diktieren können, zudem waren Fabriken in den USA und Japan laut VW zuletzt ausgefallen .

Im Bremer Werk sind mehr als 12.000 Menschen beschäftigt, in Rastatt rund 6500, in Kecskemét etwa 4700 und in Sindelfingen 25.000. Mitarbeiter dieser vier Standorte waren in den vergangenen Monaten vorübergehend immer wieder Produktionsstopps ausgesetzt gewesen.

In Bremen werden vor allem die C-Klasse und der Geländewagen GLC, in Kecskemét unter anderem die B-Klasse und in Rastatt beispielsweise die A-Klasse gebaut. In Sindelfingen rollen neben der E-Klasse auch die S-Klasse sowie deren elektrisches Pendant EQS vom Band. Die Produktion von letzteren beiden gewinnträchtigen Modellen lief aber zuletzt meist uneingeschränkt weiter.

apr/dpa/AFP
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