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Daimler, BMW, Audi: Nachfrage in China explodiert

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Daimler, BMW, Audi Autokonzerne jubeln über Export-Boom

Die deutsche Autoindustrie hat ihre schwere Krise offenbar überwunden. Die Nachfrage im Ausland zieht kräftig an, vor allem in China sind Luxus-Limousinen sehr gefragt. Daimler, BMW und Audi fahren bereits Sonderschichten, in manchen Werken fallen sogar die Sommerferien aus.

Frankfurt am Main - Es ist die Geschichte einer unglaublichen Erholung. Noch vor wenigen Monaten lag die deutsche Autoindustrie danieder, selbst die Abwrackprämie konnte die Krise kaum lindern. Doch nun erleben die Konzerne einen phänomenalen Aufschwung: Die Nachfrage nach Modellen von Daimler, BMW und Audi explodiert förmlich.

"Noch nie hat sich die Lage in einem so atemberaubenden Tempo zum Besseren gewendet", sagt ein Daimler-Aufsichtsratsmitglied in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Vorbei sind offenbar die Zeiten, als die Unternehmen ihre Leute massenweise in Kurzarbeit schicken mussten. Das Problem heißt nicht mehr Unterauslastung, im Gegenteil: Vielerorts laufen die Bänder nun auch samstags, Daimler, BMW und Audi fahren Sonderschichten. In etlichen Werken fallen sogar die Sommerferien aus, etwa am Mercedes-Stammsitz in Untertürkheim.

"Die deutschen Autohersteller erleben unerwartet ein Sommermärchen", jubelt die sonst so nüchterne "FAS".

Dem Bericht zufolge sind alle Daimler-Werke voll ausgelastet. "Mercedes hat annähernd das Produktionsniveau vor der Krise erreicht", sagt das namentlich nicht genannte Aufsichtsratsmitglied. Selbst in den Werken der Daimler-Nutzfahrzeugsparte, in denen während der Krise absolute Flaute herrschte, solle nun sechs Tage die Woche gearbeitet werden.

Ausgerechnet die großen und teuren Modelle sind gefragt

Der Grund für den überraschenden Absatzboom: Die Nachfrage in Amerika und vor allem in China zieht rasant an. Dort werden insbesondere Luxuslimousinen gekauft, wovon gerade die deutschen Premiumhersteller profitieren. Für die Mercedes-S-Klasse ist China mittlerweile der wichtigste Markt, ebenso für den 7er BMW. Dasselbe dürfte demnächst sogar für die Marke Audi als Ganzes gelten.

So sind es ausgerechnet die großen und teuren Modelle, bei denen die Nachfrage kräftig anzieht. Demnach hat sich der Absatz der S-Klasse von Mercedes im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 41 Prozent erhöht, die E-Klasse schlug sich um 39 Prozent besser. Vom E-Klasse-T-Modell wurden sogar fünf Mal so viele Autos abgesetzt wie vor einem Jahr. Bei BMW ist es die 7er Reihe, die am stärksten zulegen konnte - mit einem Plus von 34 Prozent. Auch die Nachfrage nach dem neuen Audi A8 zieht offenbar an.

Für die Umwelt ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht - schließlich sind die großen Limousinen auch die größten Spritschlucker. Für den deutschen Arbeitsmarkt hingegen ist die Entwicklung ein Segen: Die Autokonzerne stellen wieder Leute ein, wenn auch vorerst nur befristet.

So soll allein BMW rund 5000 Zeitarbeiter angeheuert haben. Bei Daimler seien es 1800. Dies reiche aber immer noch nicht aus: BMW suche Hunderte Jungakademiker und 1000 Lehrlinge, Mercedes wolle über den Sommer 2100 Ferienarbeiter einstellen.

Die gesamte deutsche Wirtschaft hofft auf einen Export-Boom

Der Aufschwung macht sich auch an der Börse bemerkbar. Binnen eines Jahres hat sich der Wert der Daimler-Aktie glatt verdoppelt. Ähnlich deutlich ist die Entwicklung bei BMW und beim Audi-Mutterkonzern Volkswagen. Wenn die Hersteller demnächst ihre Zahlen für das erste Halbjahr vorlegen, sei mit "weiteren frohen Botschaften" zu rechnen, heißt es laut "FAS" in einer Analyse der Credit Suisse.

Dabei geht es nicht nur in der Autoindustrie aufwärts. Die gesamte deutsche Wirtschaft könnte in diesem Jahr ein kräftiges Exportwachstum verzeichnen. Das erwartet zumindest der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) laut "Welt am Sonntag". Für das laufende Jahr sei "ein Exportwachstum von acht Prozent wahrscheinlich". Bisher war der Spitzenverband lediglich von einer Zuwachsrate von rund vier Prozent ausgegangen.

"Die internationale Nachfrage nach 'made in Germany' kann Deutschland aus der Krise ziehen", wird BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf in dem Bericht zitiert. Vor allem die Erwartungen der Chemie- und Elektroindustrie seien positiv.

Damit könnte sich die Lage am gesamten deutschen Arbeitsmarkt entspannen. So ging das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) lange Zeit davon aus, dass es in diesem Jahr fünf Millionen Arbeitslose geben könnte. Nun erwarten die Experten offenbar einen spürbaren Rückgang der Zahl der Erwerbslosen in den kommenden Monaten.

China deutet Freigabe der Wechselkurse an

Relevant ist für die deutschen Exporteure auch die jüngste Entwicklung in der chinesischen Währungspolitik. So signalisierte die Zentralbank der Volksrepublik am Samstag überraschend, den Wechselkurs der Landeswährung Yuan zu flexibilisieren. Dies könnte den Export nach China erleichtern - auch aus Deutschland.

Konkret geht es darum, dass der Yuan nicht mehr fest an den Dollar gekoppelt werden soll. Die USA hatten China seit langem vorgeworfen, seine eigene Währung künstlich niedrig zu halten, um sich so Handelsvorteile zu verschaffen. Experten halten den Yuan für um bis zu 40 Prozent unterbewertet.

Experten begrüßten denn auch die Ankündigung aus China, den Yuan-Kurs ein Stück weit frei zu geben. Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, sprach von einer "ermutigenden Entwicklung".

wal/AFP/apn/Reuters
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