Informationsleck Datenpanne zeigt Sammelwut der Allianz

Die Allianz hat offenbar Probleme, Daten ihrer Kunden zu schützen. Polizeiliche und staatsanwaltliche Ermittlungsakten, Asylanträge, Zeugenaussagen und andere Unterlagen drangen nach draußen, sie liegen SPIEGEL ONLINE vor. Das Unternehmen nennt einen Privatdetektiv als Ursache für das Datenleck.
Allianz-Gebäude in Berlin: Datenleck bei dem Versicherungskonzern

Allianz-Gebäude in Berlin: Datenleck bei dem Versicherungskonzern

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Hamburg - Versicherungsunternehmen sind grundsätzlich misstrauisch, wenn ihnen ein Schaden gemeldet wird. So misstrauisch, dass sie im Schadensfall alles tun, um herauszufinden, ob sie nicht doch hintergangen wurden: Sie sammeln alle Akten, die in dem Zusammenhang zu finden sind. Zuweilen beauftragen sie zusätzlich Detektive - und stellen denen die Daten der Versicherten zur Verfügung. So hat die Allianz zahlreiche Akten gespeichert, von denen einige SPIEGEL ONLINE vorliegen.

Es ist ein bunter Strauß an Unterlagen, die intime Details der Versicherungsnehmer enthüllen - und das Vorgehen der Allianz.

Ein Beispiel: Im Dezember 2007 beschädigte ein Schwelbrand im Büro eines Unternehmers 20.000 DVDs. Der Firmeninhaber ließ diese DVDs von einer Firma reinigen und neu verpacken und zahlte dafür genau 243.942,56 Euro - nur um sie dann für 37.000 Euro an eben jene Firma zu verkaufen. Ein merkwürdiges Geschäft, zumal die Firma einem Bekannten des Unternehmers gehört.

Die Allianz zahlte 190.000 Euro für den Brandschaden aus - nicht aber, ohne allen Verdachtsmomenten nachzugehen und alle Akten abzuheften. SPIEGEL ONLINE liegen jetzt Schreiben der Dresdner Bank vor - die im Januar 2009 noch zum Allianz-Konzern gehörte -, in denen es um die privaten und geschäftlichen Konten des Firmenbesitzers geht, offenbar wegen des Verdachts der Geldwäsche. Selbst die Ermittlungen gegen seinen Sohn - wegen des Verdachts auf Marihuanahandel - haben Eingang in die Allianz-Akte gefunden.

Die Allianz bestätigt, dass diese und andere Unterlagen aus ihren Akten stammen und liefert den Schuldigen gleich mit: Ein Privatdetektiv habe den Fall bewerten sollen - obwohl der Sache nicht nachgegangen wurde, habe er wohl die Daten widerrechtlich nicht vernichtet und jetzt unter anderem an SPIEGEL ONLINE gegeben.

Der Ermittler sei früher für die Allianz tätig gewesen, man habe die Zusammenarbeit aber im Jahr 2011 beendet.

Es ist bei Versicherungsunternehmen üblich, mit Privatdetektiven zusammenzuarbeiten, wenn es den Verdacht auf einen Betrug gibt. In diesem Fall fordert das Unternehmen die Ermittlungsakten bei Polizei oder Staatsanwaltschaft an und stellt sie dem Privatermittler zur Verfügung - meistens in elektronischer Form.

In den Unterlagen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, finden sich aber auch Informationen, bei denen der Zusammenhang mit einem Versicherungsfall nur schwer zu erkennen ist. Etwa der Asylantrag eines Mannes, der inklusive der Daten der Ehefrau und der minderjährigen Kinder aufgenommen wurden.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren