Wachstumssorgen Chinas Börsensturz vernichtet Jahresgewinn

Ausverkauf an Asiens Börsen: In China wurden am Montag die Gewinne eines Jahres pulverisiert, der wichtigste Aktienindex des Landes in Shanghai verlor nach Handelsstart mehr als acht Prozent. Auch der Nikkei in Tokio stürzt auf ein Fünfmonatstief.
Kurstafel in Hangzhou (am 21. August): Sorge um Chinas Wirtschaftsentwicklung

Kurstafel in Hangzhou (am 21. August): Sorge um Chinas Wirtschaftsentwicklung

Foto: ChinaFotoPress/ Getty Images

Die chinesischen Börsen haben zu Beginn der neuen Woche ihre Talfahrt beschleunigt. Der wichtige Shanghai Component Index und der Shenzhen Component Index fielen kurz nach Öffnung der Märkte um mehr als acht Prozent. Auch der ChiNext für Technologiewerte, der dem Nasdaq in den USA ähnelt, lag um 7,67 Prozent niedriger.

Damit blieb die Entscheidung der chinesischen Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, zunächst ohne spürbare Auswirkungen. Insgesamt verfügen diese Fonds staatlichen Medien zufolge über mehr als zwei Billionen Yuan (rund 270 Milliarden Euro).

Nach den neuen Richtlinien dürfen die wichtigsten Pensionsfonds, die von Kommunen verwaltet werden, nun 30 Prozent ihrer Einlagen in einheimische Aktien investieren. Zuvor waren die Investitionen auf Bankeinlagen und Staatsanleihen beschränkt. Die Regierung hofft, dass durch die nun zusätzlich zur Verfügung stehenden 600 Milliarden Yuan eine größere Nachfrage nach Aktien entsteht, sodass die Kurse wieder steigen.

Der Kurssturz hat auch Auswirkungen auf andere Märkte in der Region. Der Hang-Seng-Index in Hongkong verlor am Morgen etwa vier Prozent. Der japanische Nikkei-Index notierte zum Ende des Vormittagshandels 3,21 Prozent niedriger. Die Börse in Tokio fiel damit auf den niedrigsten Stand seit fünf Monaten.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Shanghai Component Index zwölf Prozent nachgegeben, seit Mitte Juni stürzte der Kurs um 30 Prozent. Auch der Dax in Frankfurt fiel daraufhin auf den niedrigsten Stand seit Januar dieses Jahres.

Chinas Zentralbank erwägt nach einem Bericht des "Wall Street Journal", den Mindestreservesatz für Banken zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Der Schritt soll aber nicht sofort erfolgen, sondern erst zum Monatsende oder zu Septemberbeginn. Dabei würde der Mindestreservesatz um einen halben Punkt gesenkt werden, was 678 Milliarden Yuan (93 Milliarden Euro) für Kredite freisetzen würde.

Je weniger Geld die Institute beiseitelegen müssen, desto mehr können sie theoretisch an Unternehmen und Haushalte verleihen. Die Maßnahme sei auch eine Reaktion auf die von der Zentralbank selbst herbeigeführte Schwächung des Yuan.China hatte am Freitag neue Schockwellen für die Weltwirtschaft ausgesendet. Die Geschäfte der Industrie liefen im August so schlecht wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. Die Sorge vor einem Wachstumseinbruch in der Volksrepublik hatte rund um den Globus zu weiteren Turbulenzen an den Börsen geführt.

Die Regierung in Peking strebt in diesem Jahr ein Wachstum von sieben Prozent an. Es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert. Zuletzt wuchsen sowohl die Industrieproduktion als auch die Investitionen und die Umsätze im Einzelhandel schwächer als erwartet. Die Zentralbank versucht gegenzusteuern: Sie ließ die Landeswährung Yuan kräftig abwerten, was chinesische Waren im Ausland billiger macht. Seit 11. August gab der Kurs um drei Prozent zum Dollar nach.

syd/dpa/Reuters/AP
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