Tarifstreit Warnstreiks bei der Bahn starten bereits am Montag

Passagiere müssen bereits am Montag mit Warnstreiks bei der Deutschen Bahn rechnen. Die Eisenbahngewerkschaft EVG hatte zuvor die vierte Verhandlungsrunde als gescheitert erklärt.
Schlange vor Info-Schalter der Bahn

Schlange vor Info-Schalter der Bahn

Foto: TMN

Die Streikserie aus dem Jahr 2015 haben viele Bahnkunden noch schmerzhaft in Erinnerung. Nun müssen sie sich erneut auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen - ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat am Samstag die seit zwei Monaten laufenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn vorläufig für gescheitert erklärt. "Warnstreiks werden nun unweigerlich die Folge sein", teilte die Gewerkschaft mit.

Die Ausstände sollen sehr bald beginnen. Reisende müssten schon zu Beginn der kommenden Woche "mit erheblichen Zugausfällen rechnen", kündigte die EVG an. Bereits am Montagmorgen sollen Beschäftigte vor allem in Stellwerken und Werkstätten bundesweit ihre Arbeit niederlegen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf EVG-Insider. Die Aktion könnte demnach bis zum Mittag anhalten.

Zuvor war die ganze Nacht in Hannover verhandelt worden, ohne abschließendes Ergebnis. Parallel führt die Bahn auch Gespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL. Beide Gewerkschaften fordern 7,5 Prozent mehr Lohn, haben aber noch weitere Forderungen bezüglich Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen. Am Ende konnten sich Bahn und EVG nicht auf die Höhe der Lohnsteigerung einigen.

"Der Arbeitgeber hat uns nur Angebote vorgelegt, die nicht den Forderungen unserer Mitglieder entsprachen", erklärte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. "Am Ende fehlte aus unserer Sicht ein Prozent mehr angesichts der vom Arbeitgeber angebotenen längeren Laufzeit", fügte sie hinzu. Die Bahn hatte als Laufzeit 29 Monate vorgeschlagen, die EVG strebte 24 Monate an.

Die Bahn sprach hingegen von einer "völlig überflüssigen Eskalation". "Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit", sagte Personalvorstand Martin Seiler. Die Bahn habe "alle EVG-Forderungen inklusive der Kernforderungen erfüllt".

Zum Arbeitgeber-Angebot gehörten laut Bahn eine Entgelterhöhung von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen. Dies sollte nach Darstellung der EVG aber erst ab Anfang 2021 möglich sein.

"Wir kehren an den Verhandlungstisch zurück, wenn die Bahn deutlich macht, ernsthaft mit uns verhandeln zu wollen", sagte EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal. "Allerdings seien dadurch die jetzt angekündigten Warnstreiks nicht mehr zu verhindern, so der Gewerkschafter: "Unsere Mitglieder sind hochmotiviert."

Die jüngste Tarifrunde in Hannover hatte am Donnerstag begonnen. Die Verhandlungen werden parallel in zwei Hotels geführt, die rund einen Kilometer voneinander entfernt sind. Mit der EVG ist es die vierte, mit der GDL die fünfte Runde in dieser Tarifauseinandersetzung.

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Bahn-Tarifverhandlungen: Die Verhandler

Foto: Soeren Stache/ picture alliance / Soeren Stache

In den vergangenen Jahren war es vor allem die Lokführergewerkschaft GDL gewesen, die harte Arbeitskämpfe führte, während die EVG die Tarifverhandlungen stets ohne Arbeitsniederlegungen führte. Das scheint sich in dieser Tarifrunde nun umzudrehen: In den Verhandlungen mit der GDL vertagte sich die Bahn auf den kommenden Dienstag. Hier sei man kurz vor dem Ziel, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Die EVG lehnte hingegen eine Vertagung ab.

Die EVG vertritt etwa 160.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn im Inland. Die kleinere GDL verhandelt für einen Teil davon - rund 36 000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen. Bahn-Verhandler Seiler hatte von Anfang an als Ziel genannt, möglichst mit beiden Gewerkschaften "für gleiche Berufsgruppen auch zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen".

fdi/dpa
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