Alternative Lieferanten Deutsche Bahn kauft Züge in Polen

Champion und Herausforderer: Siemens-Zug links, Pesa-Zug rechts
Foto: dapdHamburg - Die Deutsche Bahn macht ernst: Auf der Messe InnoTrans in Berlin gab der Konzern am Mittwoch bekannt, dass er bei der Suche nach Alternativen zu seinen bisherigen Zuglieferanten fündig geworden ist. Die Bahn bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times Deutschland". Der für Infrastruktur und Technik zuständige Bahn-Vorstand Volker Kefer unterzeichnete auf der Bahnmesse den ersten Vertrag mit dem polnischen Zughersteller Pesa. Bis 2018 könne die Bahn dann bis zu 470 Dieseltriebzüge abrufen - im Gesamtwert von etwa 1,2 Milliarden Euro.
Weitere Verträge könnten ebenfalls in Zukunft an Hersteller gehen, von denen die Bahn bisher noch keine Züge bezogen hat. "Wir stehen auch in Gesprächen mit Herstellern außerhalb Europas, insbesondere mit Blick auf den asiatischen Markt", sagte der für Technik und Infrastruktur zuständige Bahnvorstand Volker Kefer der "FTD".
Die Bahn reagiert damit unter anderem auf Probleme mit ihren etablierten Herstellern - bereits im vergangenen Jahr hatte sie angekündigt, ihre Lieferantenbasis zu verbreitern. Bisher wurden die Züge vor allem von den großen drei Herstellern Siemens , Bombardier und Alstom bezogen. Die Bahn gehört weltweit zu den größten Bestellern von Zügen und hatte sich zuletzt verärgert gezeigt über große Lieferverzögerungen bei Siemens und Bombardier. Siemens teilte allerdings mit, der Konzern habe sich an der aktuellen Ausschreibung nicht beteiligt, weil er keine entsprechenden Züge im Angebot habe.
Polnischer Hersteller soll Nachschub sichern
Im letzten Jahr hatte sich sogar das Verkehrsministerium in einen Streit zwischen der Bahn sowie Bombardier und Siemens eingeschaltet. Mehrere Spitzentreffen wurden abgehalten, die Unternehmen massiv unter Druck gesetzt. Erst seitdem läuft die Auslieferung der Talent-Regionalzüge von Bombardier. Siemens verspricht acht ICE für den Verkehr in Deutschland bis Jahresende.
Der Vertrag mit Pesa soll den Nachschub sichern für den Fall, dass die Bahn einen Großteil der vielen Regionalstrecken in Deutschland gewinnt, die in den nächsten Jahren ausgeschrieben werden - das ist bei knapp der Hälfte aller Strecken der Fall. Die Bahn war dabei zuletzt erfolgreich. Im vergangenen Jahr gewann der Konzern 70 Prozent der Aufträge, im ersten Halbjahr 2012 lag die Quote sogar bei 75 Prozent. Häufig gehört aber zu den Vertragsbedingungen, dass neue Züge eingesetzt werden.