Sanierungsbedürftiger Konzern Bahn rechnet 2023 wieder mit Milliardenverlust

Mit einem Minus von 300 Millionen Euro konnte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr ihren Verlust zwar verringern. Aber laut einem Bericht erwartet der Konzern für das laufende Jahr wieder ein Milliardenloch.
Großbaustelle am Dortmunder Hauptbahnhof (2022)

Großbaustelle am Dortmunder Hauptbahnhof (2022)

Foto: Anja Cord / IMAGO

Die Deutsche Bahn konnte im vergangenen Jahr ihren Verlust unterm Strich auf rund 300 Millionen Euro begrenzen. Das zeigen Konzernzahlen, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen. 2021 waren es noch minus 911 Millionen Euro gewesen. Vor Zahlung von Steuern und Zinsen für die hohen Schulden stand 2022 sogar ein Betriebsgewinn von 1,3 Milliarden Euro zu Buche.

Schlechter sieht es aber offenbar für das laufende Jahr aus: 2023 wird der Konzernverlust demnach wieder auf um die zwei Milliarden Euro ansteigen. Da die Bahn massiv in Netz und Fahrzeuge investieren muss, steigen die Nettoschulden 2023 den Papieren zufolge von jetzt rund 33 Milliarden Euro auf 41,5 Milliarden, die Netto-Finanzschulden auf 37 Milliarden Euro.

Eine Bahnsprecherin wollte sich zu den Zahlen nicht äußern und verwies auf die Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.

Dass der Konzern 2022 mit einem vergleichsweise geringen Minus abgeschlossen hat, ist in erster Linie auf die internationale Logistiktochter Schenker zurückzuführen. Sie fuhr einen Rekordgewinn von über zwei Milliarden Euro ein, da die Frachtraten infolge der Coronakrise rasant gestiegen waren. Zuletzt hatte sich der Boom jedoch abgeflacht, sodass sich der Schenker-Gewinn den Unterlagen zufolge fast halbierte.

Auch der Fernverkehr mit IC und ICE konnte trotz neuer Reisefreude nach Corona und hoher Passagierzahlen nichts ändern. Die Einnahmen der Sparte steigen zwar, auf der anderen Seite wirken sich aber die Abschreibungen auf die zahlreichen neuen ICEs aus, die dringend gebraucht wurden.

Da auch das marode Schienennetz einen Verlust von einer halben Milliarde verzeichnen wird, stürzt der Gesamtkonzern voraussichtlich wieder in die tiefroten Zahlen, und die Schulden steigen entsprechend.

Bahn-Chef begrüßt Pläne der Regierung

Das marode Schienennetz macht der Bahn besonders zu schaffen und sorgt für Verspätungen. Fast jeder dritte Fernzug war 2022 zu spät. Bis 2027 brauche die Bahn 45 Milliarden Euro zur Deckung des Investitionsbedarfs, hatte der Koalitionsausschuss der Ampel festgestellt. Die Regierung will der Bahn nun über Einnahmen aus einer höheren Lkw-Maut ab 2024 helfen. Dies könnten etwa 20 Milliarden Euro sein. Bahn-Chef Richard Lutz zeigte sich erfreut und sprach von einer Weichenstellung: »Jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen, gemeinsam mit unseren Partnern aus Branche und Industrie unsere veraltete und störanfällige Schieneninfrastruktur konsequent zu modernisieren und zu digitalisieren.«

Die Mittelfristplanung des Konzerns zeigt für die kommenden Jahre eine Besserung. Die Nettoschulden bleiben den Unterlagen zufolge bei um die 40 Milliarden Euro. Die Netto-Finanzschulden, bei denen sogenannte Hybridanleihen und Pensionspflichten teilweise nicht angerechnet werden, betragen danach 2023 rund 37 Milliarden Euro. In Bahn-Kreisen hieß es, die Schulden könnten aufgrund neuerer Einschätzungen deutlich niedriger ausfallen als in den Planzahlen.

mmq/Reuters

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