2,24 Millionen Euro für Richard Lutz Bahnchef verdoppelt sich mit Bonus das Gehalt

Alte Gleise, Baustellen, mehr Reisende: Im vergangenen Jahr war die Deutsche Bahn im Fernverkehr so unpünktlich wie seit mehr als zehn Jahren nicht. Für den Bahn-Vorstand gibt es dennoch kräftige Bonuszahlungen.
Großverdiener Richard Lutz

Großverdiener Richard Lutz

Foto: Hans Scherhaufer / epd / IMAGO

Bahnchef Richard Lutz hat im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel Geld von seinem Unternehmen erhalten wie ein Jahr zuvor. Dem an diesem Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zufolge lag die Vergütung des Vorstandsvorsitzenden bei 2,24 Millionen Euro. Sein Grundgehalt lag bei fast 970.000 Euro. Hinzukam ein Bonus von mehr als 1,26 Millionen Euro.

Infrastrukturvorstand Berthold Huber landete bei einer Gesamtvergütung von 1,41 Millionen Euro (2021: 662.000 Euro), Personalvorstand Martin Seiler verdiente 1,39 Millionen Euro (2021: 659.000 Euro).

Sämtlichen Vorstandsmitgliedern wurde im vergangenen Jahr ein erfolgsabhängiger Bonus gezahlt. 2021 und 2020 erhielten die Vorstandsmitglieder solche Boni den Geschäftsberichten zufolge nicht.

Zuletzt waren die Züge der Deutschen Bahn noch unzuverlässiger geworden: Die Pünktlichkeitsquote lag 2022 in den zurückliegenden zwölf Monaten bei 65,2 Prozent und damit so niedrig wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

Derzeit verhandelt der Konzern mit der Gewerkschaft EVG über einen neuen Tarifvertrag für rund 180.000 Beschäftigte. Die EVG fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen. Die Bahn hat unter anderem angeboten, die Löhne in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben. Zudem wurden Einmalzahlungen von insgesamt 2500 Euro in Aussicht gestellt. Die EVG lehnt dies ab.

Bahn rechnet mit Fernverkehrsrekord für 2023

Trotz aller Probleme auf der Schiene wächst die Nachfrage im Fernverkehr der Deutschen Bahn weiter: Der bundeseigene Konzern geht für das laufende Jahr von rund 155 Millionen Fahrgästen in den eigenen ICE- und IC-Zügen aus, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Aufsichtsratskreisen. Im vergangenen Jahr wurden demnach dort rund 132 Millionen Reisende transportiert.

Die Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag die Zahl der Fahrgäste im Fernverkehr auf der Schiene bis 2030 im Vergleich zu 2015 verdoppeln. Dafür braucht es aus Sicht vieler Fachleute und der Branche vor allem deutlich mehr Investitionen in die Schiene.

Die Regierungskoalition hat diese Woche deshalb zusätzliche Milliarden in Aussicht gestellt. Sie geht von einem Investitionsbedarf bis 2027 in Höhe von rund 45 Milliarden Euro aus. Finanziert werden soll das mit den Einnahmen aus der Lkw-Maut, die dafür erhöht werden soll.

Die Bahnbranche bewertete die Einigung überwiegend positiv. »Jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen, gemeinsam mit unseren Partnern aus Branche und Industrie unsere veraltete und störanfällige Schieneninfrastruktur konsequent zu modernisieren und zu digitalisieren«, teilte etwa Bahn-Chef Lutz mit. »Mit der Stärkung der Schiene rücken die Klimaziele in greifbare Nähe«, hieß es bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG.

Interessenverbände wie die Allianz pro Schiene befürworteten insbesondere, dass nun auch Einnahmen aus der Nutzung der Straßeninfrastruktur für die Schiene verwendet werden können. Bisher durften diese nur wieder in die Straße fließen.

hej/dpa
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