Staatskonzern Bahn-Chef Lutz soll zehn Prozent mehr Gehalt bekommen

Bahn-Chef Richard Lutz
Foto: Soeren Stache/DPABahn-Chef Richard Lutz und die beiden Vorstandskollegen Ronald Pofalla (Netz) und Berthold Huber (Personenverkehr) sollen von 2023 an zehn Prozent mehr Geld erhalten. Lutz wird dann im Zuge seiner Vertragsverlängerung ein Fixgehalt von 990.000 Euro bekommen, statt den bisher gezahlten 900.000 Euro. Bei Huber und Pofalla steigt die feste Vergütung von 650.000 Euro auf 715.000 Euro. Kommende Woche dürfte der Aufsichtsrat dies nach SPIEGEL-Informationen auch mit den Stimmen der Arbeitnehmervertreter beschließen.
Streit hingegen gibt es im Kontrollgremium über die variable Vergütung der Führungskräfte. Die sieben Konzernvorstände verzichten in diesem Jahr freiwillig auf die bislang üppigen Zuschläge, nicht aber die fast 70 Vorstände aus den Konzernbereichen. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollen die Auszahlung dieser zusätzlichen Entlohnung noch stoppen. In der Belegschaft sorgen die Gehälter des Spitzenpersonals für Unmut. Denn die Bahn-Führung und die größte Gewerkschaft bei der Bahn, die EVG, hatten wegen der hohen Verluste durch Corona für die Beschäftigten nur magere Lohnsteigerungen von 1,5 Prozent ab 2022 beschlossen.
Die Konkurrenz-Gewerkschaft GDL, die diese Einigung boykottiert, prangert die Gehälter der Führungskräfte an. Die GDL hat unlängst für ihre Mitglieder deutlich mehr Geld gefordert. Hintergrund ist ein Streit zwischen EVG und GDL sowie der Bahn-Führung um die Folgen des Tarifeinheitsgesetzes für den Konzern. Am Donnerstag hatte der Personalvorstand der Bahn, Martin Seiler, bekannt gegeben, welche Betriebsstätten der Bahn mehrheitlich von der EVG und welche von der GDL vertreten werden. Davon ist nach dem neuen Gesetz abhängig, wer die Tarifverträge aushandelt. Das sind für die EVG 55 Betriebe und für die GDL 16. Ab dem 1. April, so kündigte die Bahn an, werde sie die Mitglieder der beiden Gewerkschaften unterschiedlich bezahlen.
Hohe Investitionen, hohe Verluste
Der Streit droht zu eskalieren, und das ungeachtet der wirtschaftlichen Situation der Bahn. Diese hat sich durch die Coronakrise drastisch verschlechtert. Der Konzern steuert auf eine Verschuldung von 35 Milliarden Euro zu. Die Fahrgastzahlen liegen derzeit bei nur rund 20 Prozent. Auf Anweisung des Eigentümers, des Bundes, hat die Bahn ihr Angebot kaum reduziert und produziert so hohe Verluste.
Auch sind die Investitionen etwa in neue Züge oder den Bau und die Renovierung von Gleisen nicht verringert, sondern ausgebaut worden. Dieses Jahr sollen dabei 13 Milliarden Euro investiert werden. Im Juni will die Bahn den Betrieb des sogenannten XXL-ICE aufnehmen, der mit 13 Waggons der längste Hochgeschwindigkeitszug des Konzerns sein wird. Bestellt sind davon 50 Exemplare.
Der Konzern wollte sich zu den Gehaltserhöhungen seiner Vorstände auf SPIEGEL-Anfrage nicht äußern. Ein Sprecher verwies auf die Aufsichtsratssitzung kommende Woche, der man nicht vorweggreifen möchte.