Italienkrise Deutsche-Bank-Aktie fällt unter zehn Euro

Die ungewisse politische Lage in Italien hat europaweit die Aktien von Geldhäusern und Versicherern schwer belastet. Besonders heftig erwischte es die Deutsche Bank.
Deutsche Bank, Frankfurt am Main

Deutsche Bank, Frankfurt am Main

Foto: Michael Probst/ AP

Die politische Krise in Italien wirkt sich immer stärker auf die Finanzmärkte aus. Der europäische Bankensektor rutschte um 2,61 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2016. Er war damit der schwächste aller Branchenindizes - dicht gefolgt von den Versicherern.

Aktien der Deutschen Bank fielen am Dienstag erstmals seit Oktober 2016 wieder unter die Marke von 10 Euro. Sie rutschten um 3,81 Prozent auf 9,90 Euro ab. Commerzbank-Papiere büßten 4,66 Prozent auf 8,91 Euro ein und fielen somit erstmals seit Mai 2017 wieder unter 9 Euro.

Der italienische FTSE-Bankenindex sackte um 4,7 Prozent ab. Gleichzeitig stieg die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen mit bis zu 2,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Am Markt sei man skeptisch, ob dem Finanzexperten Carlo Cottarelli überhaupt die Bildung einer Regierung gelingt, schrieb Analyst Azzurra Guelfi von der Citigroup.

Zweijährige italienische Staatsanleihen rentierten zeitweise um einen ganzen Prozentpunkt höher als am Vortag. Das ist eine für den Anleihemarkt sehr starke Bewegung, die in ihrer Intensität an den Höhepunkt der schweren Eurokrise 2011/2012 erinnert. Zuletzt beruhigte sich die Lage jedoch wieder etwas, was auch an Stützungskäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen könnte. Nach wie vor kauft die EZB im Rahmen ihrer geldpolitischen Lockerung Staatsanleihen aus der Eurozone.

Sorgen vor einer weiteren Spaltung Europas belasteten auch die Anleihen anderer Länder. Portugiesische Bonds mit zehnjähriger Laufzeit rentierten mit bis zu 2,4 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Herbst 2017. In Spanien erhöhten sich die Renditen ebenfalls, wenngleich weniger stark als in Italien und Portugal. Auch der Euro geriet unter Druck, er fiel unter die Marke von 1,16 Dollar.

Nach der gescheiterten Regierungsbildung droht in Italien ein institutioneller Zweikampf zwischen den beiden populistischen Kräften Fünf Sterne und Lega einerseits sowie Staatspräsident Sergio Mattarella andererseits. Die Fünf Sterne streben ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten an, weil er aus ihrer Sicht mit der Weigerung, den Euro- und Deutschland-Kritiker Paolo Savona zum Finanzminister zu ernennen, gegen die Verfassung verstoßen habe. Außerdem haben die Populisten zu einer Großdemonstration aufgerufen.

Die italienische Notenbank warnte vor einem Vertrauensverlust. "Wir dürfen niemals vergessen, dass wir immer nur ein paar Schritte von dem sehr ernsten Risiko eines Verlusts des unersetzbaren Guts von Vertrauen entfernt sind", sagte Ignazio Visco, Gouverneur der italienischen Notenbank, am Dienstag in Rom. Eine Finanzkrise müsse vermieden werden. Visco bestimmt auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Geldpolitik mit.

ssu/dpa-AFX/Reuters
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