Deutsche Bank Aufsichtsratschef Börsig soll Bespitzelung angestoßen haben

Der Datenskandal bei der Deutschen Bank könnte vor der Aufklärung stehen: Laut einem Zeitungsbericht soll Aufsichtsratschef Clemens Börsig die Bespitzelung eines lästigen Aktionärs selbst angestoßen haben. Bestätigen sich die Vorwürfe, steht einer der wichtigsten deutschen Manager vor dem Aus.
Börsig (l.) und Ackermann: Aufsichtsratschef und Bankenboss verstehen sich nicht mehr

Börsig (l.) und Ackermann: Aufsichtsratschef und Bankenboss verstehen sich nicht mehr

Foto: A3399 Arne Dedert/ dpa

Düsseldorf - Noch im Frühjahr verlor Clemens Börsig den Machtkampf gegen Josef Ackermann um den Posten des Vorstandschefs bei der Deutschen Bank - konnte sich aber trotzdem an der Spitze des Aufsichtsrats halten. Doch jetzt droht dem selbstbewussten Manager endgültig der Rausschmiss: Laut einem Pressebericht soll Börsig den Anstoß für die Bespitzelung des unbequemen Aktionärs und Anwalts Michael Bohndorf gegeben haben. Dies gehe aus einem Gutachten der Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton hervor, berichtet das "Handelsblatt".

Das Gutachten solle helfen, die seit Monaten andauernde Datenaffäre aufzuklären. In dieser Woche soll das Thema Gegenstand einer Auseinandersetzung vor dem Frankfurter Arbeitsgericht sein. Der im Zuge der Affäre entlassene Sicherheitschef Rafael Schenz klagt gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Eine Woche später beginnt auch der Prozess, den der ebenfalls entlassene Investor-Relations-Chef Wolfram Schmitt gegen die Deutsche Bank anstrengt.

Bohndorf überzieht Bank mit Anfechtungsklagen

Beide können sich auf das Gutachten von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton berufen. Darin wird detailliert die Rolle Börsigs nachgezeichnet. Außerdem halten die Gutachter dem Bericht zufolge fest, dass auch Mitarbeiter der Rechtsabteilung zu jeder Zeit über den Stand der Datenaffäre informiert gewesen seien. Während Schmitt und Schenz gehen mussten, seien personelle Konsequenzen in der Rechtsabteilung ausgeblieben.

In dem Gutachten heißt es unter anderem, Börsig habe direkt nach seinem Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat der Bank nach der Hauptversammlung 2006 wissen wollen, wer Bohndorf sei. Er habe Schmitt sinngemäß gefragt, "ob Investor-Relations über diese Dinge nicht besser Bescheid wissen sollte". Börsig habe ihm durch seine Formulierung klar zu verstehen gegeben, "dass er ein Tätigwerden von Investor-Relations erwarte, sagte Schmitt den Cleary-Ermittlern.

Der Anwalt Michael Bohndorf überzieht die Deutsche Bank seit Jahren mit Anfechtungsklagen. Der Aktionär beklagt auf den Hauptversammlungen des größten deutschen Geldinstituts unter anderem falsche Protokolle, zu wenig Rednerzeit und Formfehler bei den Beschlüssen.

böl/dpa-AFX
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren