Verdacht auf Prozessbetrug Internes Dokument belastet offenbar Deutsche-Bank-Manager

Deutsche-Bank-Chef Fitschen steht unter Druck: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und weitere aktive und ehemalige Spitzenkräfte. Belastend wirkt laut einem Pressebericht vor allem ein internes Dokument der Bank. Demnach waren die Aussagen einiger Manager im Kirch-Prozess "not helpful".
Im Visier der Staatsanwaltschaft: Deutsche-Bank-Chef Fitschen

Im Visier der Staatsanwaltschaft: Deutsche-Bank-Chef Fitschen

Foto: © Kai Pfaffenbach / Reuters/ REUTERS

Frankfurt am Main - Für Jürgen Fitschen läuft es nicht gerade rosig. Eigentlich wollte der seit Mitte 2012 amtierende Co-Chef der Deutschen Bank dem Institut einen Kulturwandel verpassen. Die Zeiten von Skandalen und zweifelhaften Geschäften sollten vorbei sein. Doch nun droht Fitschen selbst Ärger mit der Justiz: Die Staatsanwaltschaft München bereitet Anklagen gegen den Vorstandschef und weitere aktuelle und frühere Top-Manager der Bank vor.

Dabei geht es um die Aussagen der Manager im jahrelangen Rechtsstreit mit dem inzwischen verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch, der später von dessen Erben weitergeführt wurde. Ehemalige Top-Manager wie Josef Ackermann, Rolf Breuer und Clemens Börsig sollen im Kirch-Prozess falsch ausgesagt haben. Fitschen soll diese Falschaussagen gedeckt haben. Die Manager sowie die Bank bestreiten die Vorwürfe.

Doch die Staatsanwaltschaft hat offenbar gute Argumente in der Hand. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf ein Dokument der Ermittler berichtet, habe die Bank bei einer internen Untersuchung festgestellt, dass einige Aussagen ihrer eignen Leute vor Gericht nicht der Wahrheit entsprachen. Die Rechtsabteilung habe das Ergebnis unter dem Stichwort "not helpful" zusammengefasst - und es im Februar 2012 auf einer Vorstandssitzung der Bank präsentiert.

Damals ging es um die Frage, ob man sich im jahrelangen Rechtsstreit mit Kirch und dessen Erben auf einen außergerichtlichen Vergleich einigen sollte. Der Vorstand lehnte dies damals ab. Erst im Februar 2014 kam es zu einer Einigung. Die Deutsche Bank muss demnach rund 900 Millionen Euro zahlen.

Auch Fitschen soll laut "Handelsblatt" 2012 an dieser Sitzung teilgenommen und somit von den problematischen Aussagen seiner Kollegen gewusst haben. Der Banker erkläre heute, er habe von niemandem in einer Vorstandssitzung oder sonst wie eine konkrete Warnung bekommen, dass es in Bezug auf diese Unterlagen ein Problem geben könnte.

Fitschen wird nicht verdächtigt, selbst falsch ausgesagt zu haben, wohl aber werfen ihm die Ermittler vor, die womöglich unwahren Vorträge der anderen nicht verhindert beziehungsweise korrigiert zu haben. Aus Sicht der Staatsanwälte hat Fitschen damit den vermuteten Prozessbetrug gedeckt.

Fitschen selbst sieht das völlig anders. Er hält sich für unschuldig und will es notfalls auch auf eine Anklage ankommen lassen. Ein Angebot der Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen Zahlung einer Ordnungswidrigkeitsbuße einzustellen, hat er abgelehnt.

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