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Greenwashing-Verdacht bei DWS Deutsche-Bank-Tochter soll Aktien klimaschädlicher Konzerne für Ökofonds gekauft haben

Der Vermögensverwalter DWS hat seine »grünen« Fonds im vergangenen Jahr offenbar mit Aktien fossiler Unternehmen vollgepumpt. Die Organisation »Finanzwende« spricht von Beteiligungen im Wert von 852 Millionen Dollar.
aus DER SPIEGEL 10/2023
Bohranlage in den USA

Bohranlage in den USA

Foto:

Tamir Kalifa / The New York Times / Redux / laif

Der in einen Greenwashing-Skandal verstrickte Vermögensverwalter DWS hat nach Angaben des Vereins »Bürgerbewegung Finanzwende« im vergangenen Jahr für 852 Millionen Dollar Aktien klimaschädlicher Konzerne gekauft – und zwar ausgerechnet für seine Ökofonds. Damit sei die Tochter der Deutschen Bank unter Europas Fondsgesellschaften die Spitzenreiterin bei Zukäufen fossiler Aktien gewesen.

Aus: DER SPIEGEL 10/2023

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Am stärksten zugekauft habe die DWS Aktien des kanadischen Pipelinebetreibers Enbridge sowie des britischen Shell-Konzerns, so »Bürgerbewegung Finanzwende«. Aktien von Firmen aus dem Bereich erneuerbare Energien seien netto dagegen sogar für fast zehn Millionen Dollar verkauft worden.

Pikant ist, dass »Finanzwende« sogenannte Artikel-8- und Artikel-9-Fonds untersucht hat; sie versprechen den Kunden, ökologische und soziale Aspekte verstärkt beziehungsweise im besonderen Maße zu berücksichtigen. »Die Daten zeigen, dass die DWS beim Greenwashing ganz vorne dabei ist. Kaum jemand würde erwarten, mit einem nachhaltigen Fonds überhaupt in Öl- und Gasunternehmen zu investieren«, sagt Magdalena Senn, »Finanzwende«-Referentin für nachhaltige Finanzmärkte. »Grüne Fonds müssen fossile Investitionen ausschließen. Dazu müssen die Fonds der DWS raus aus Total, Shell und Co.«

Die DWS, Deutschlands zweitgrößte Fondsgesellschaft, steht ohnehin wegen schwerer Vorwürfe ihrer Ex-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler in der Kritik. Fixler war 2021 nach kurzer Amtszeit gefeuert worden und wirft der DWS vor, sich weitaus »grüner« zu präsentieren, als es der Anlagepolitik entspreche. Im Zuge der Affäre musste DWS-Chef Asoka Wöhrmann Mitte 2022 gehen. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC, das US-Justizministerium und die deutsche Bafin ermitteln; die DWS betont, mit den Behörden umfassend zusammenzuarbeiten.

Im Mai 2022 durchsuchten Dutzende Beamte des Bundeskriminalamts Büros der DWS und ihrer Mutter, der Deutschen Bank.

Die DWS meint, der sofortige Ausstieg sei nicht zielführend

Viel geändert hat sich seither offenbar nicht. So enthielten die »grünen« DWS-Fonds laut »Finanzwende« zum Jahresende 2022 fossile Aktien im Wert von mehr als 5 Milliarden Dollar; das entspräche 5,7 Prozent des Gesamt-Portfolios nach 3,2 Prozent Ende 2021. Aktien aus dem Sektor Erneuerbare schlügen dagegen mit 194 Millionen Dollar oder gerade einmal 0,2 Prozent zu Buche.

Die DWS argumentiert, der »sofortige Ausstieg oder umgehende Desinvestition« seien nicht »zielführend«. Sollten fossile Geschäfte von nicht börsennotierten Unternehmen übernommen werden, könnten Investoren oder Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sie weder kontrollieren noch Einfluss nehmen. Um Verbesserungen zu bewirken, müsse die DWS investiert bleiben und habe »sich daher mit Blick auf Ausschlusskriterien in einigen Bereichen bewusst gegen Null-Prozent-Grenzen entschieden«.

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