Nahrungsmittel Deutsche Bank warnte selbst vor Spekulationen

Roggenernte in Brandenburg: "Spekulationen führen zu Preiserhöhungen"
Foto: Patrick Pleul/ dpaHamburg - Im Gegensatz zur offiziellen Linie der Deutschen Bank und der Allianz gibt es nach Informationen des SPIEGEL in diesen Unternehmen Vorbehalte gegen Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln.
In einem vertraulichen Dokument des Versicherungsriesen, das im Juni 2012 von der eigenen Rechercheabteilung angefertigt worden war, heißt es: Es sei "nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Spekulation übermäßige Preisentwicklungen zumindest fördert, und zwar in beide Richtungen". Das Dokument liegt der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vor.
Aus einem anderen Allianz-Dokument geht hervor: "Die Preisausschläge an den Agrarmärkten wurden durch spekulative Faktoren nicht ausgelöst, aber verstärkt, zumal es sich um relativ enge Märkte handelt."
Ähnliche Einschätzungen fand Foodwatch bei Durchsicht verschiedener Studien der Deutsche Bank Research: "Auch die Spekulation hat zu Preiserhöhungen beigetragen", steht etwa in einem Bericht von 2009. Ein Jahr später: "Solche Spekulationen können für Landwirte und Verbraucher gravierende Folgen haben und sind im Prinzip nicht akzeptabel."
Erst Ende Januar hatten die Deutsche Bank und die Allianz angekündigt, weiter auf die Preise von Agrarrohstoffen zu wetten. Es existierten kaum stichhaltige Belege für einen Zusammenhang dieser Geschäfte mit dem Hunger in der Welt, sagte der Co-Chef der Bank Jürgen Fitschen. Allianz-Vorstand Jay Ralph behauptete, dass die Agrarinvestitionen seiner Firma sogar nützlich seien und nicht zum Hunger beitrügen.
Foodwatch und zahlreiche andere internationale Organisationen werfen den Banken und Versicherungen vor, mit den Wetten die Lage für die Hungernden zu verschärfen.
Die Finanzindustrie hatte sich in den vergangenen Jahren verstärkt in Rohstoffmärkten engagiert.