Verzicht auf Preiserhöhungen Deutsche Pharmakonzerne beugen sich Trump

US-Präsident Trump hat an den Arzneimittelpreisen der Pharmakonzerne scharfe Kritik geäußert. Jetzt knicken auch Merck und Bayer ein. Bis Ende des Jahres wollen sie ihre Preise in den USA nicht erhöhen.
Merck-Mitarbeiter bei der Kontrolle von Arzneimitteln

Merck-Mitarbeiter bei der Kontrolle von Arzneimitteln

Foto: Laurent Gillieron/ dpa

Nach harscher Kritik von US-Präsident Donald Trump an hohen Medikamentenpreisen in den USA machen deutsche Pharmakonzerne jetzt Zugeständnisse. Sie folgen einer Reihe von internationalen Branchen-Schwergewichten, die auf Preiserhöhungen in Amerika verzichten.

"Wir planen derzeit keine Preiserhöhungen in den USA für den Rest des Jahres 2018", teilte der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck mit. Man treffe aber Preisentscheidungen "unabhängig".

Auch der Pharmariese Bayer gibt Trumps Druck nach: Man habe eine Vereinbarung unterzeichnet, die Preise für alle rezeptpflichtigen Medikamente bis zum Jahresende nicht zu erhöhen, erklärte der Konzern. Darüber sei US-Gesundheitsminister Alex Azar "persönlich" informiert worden.

Merck erzielte 2017 in seiner Arzneisparte in Nordamerika rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz - knapp zehn Prozent der Gesamterlöse. Auch Bayer erwirtschaftete mit Arzneien auf Rezept - darunter der Blutverdünner Xarelto - in Nordamerika weniger als ein Zehntel der Konzernumsätze.

Trump hat wiederholt die hohen Kosten im US-Gesundheitssystem bemängelt, das als eines der ineffizientesten weltweit gilt. Gerade teure rezeptpflichtige und patentgeschützte Medikamente stören ihn. Jüngst hatten reihenweise Pharmariesen wie Roche , Novartis und Pfizer eingelenkt und auf Preiserhöhungen in den USA zu verzichtet. Der US-Konzern Merck & Co kündigte gar niedrigere Preise an.

"Sie wollen aus der Schusslinie von Trump"

Daraufhin hatte Trump sich per Twitter bedankt. "Vielen Dank an Novartis, dass Sie Ihre Preise für verschreibungspflichtige Medikamente nicht erhöht haben. Gleiches gilt für Pfizer", schrieb er über den Kurznachrichtendienst. Man sei dabei, einen großen Schritt zu machen, um die Preise für rezeptpflichtige Medikamente zu senken.

Analysten sehen in dem schnellen und geschlossenen Handeln der Konzerne eine Vorsichtsmaßnahme. "Sie wollen aus der Schusslinie von Trump", sagt Ulrich Huwald, Analyst bei der Privatbank M.M. Warburg. Viele Ankündigungen seien aber sehr weich formuliert. "Keiner hat angekündigt, für alle Zeiten auf Preiserhöhungen in den USA zu verzichten", sagt Huwald.

Die teure Entwicklung neuer Arzneien könnte für Pharmakonzerne bei einer dauerhaften Preisdebatte unattraktiver werden. Natürlich sei der Verzicht auf Preissenkungen für US-Patienten zunächst positiv, meint Huwald. Langfristig gebe es aber durchaus Gefahren: "Wer investiert schon in die Entwicklung von Medikamenten, wenn er keine Planungssicherheit für die Preise hat?" Im schlimmsten Fall könnten Pharmakonzerne die Forschung an neuen Mitteln auf den Prüfstand stellen. "Das wäre nicht im Sinne von Patienten."

hej/dpa-AFX
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