Coronakrise Deutsche Post profitiert von Paketboom

DHL-Bote (Archivbild): 15 Prozent mehr Bestellungen zu Weihnachten dieses Jahr erwartet als noch 2019
Foto:Winfried Rothermel / imago images
Wegen des Booms im Onlinehandel in der Coronakrise hat die Deutsche Post über ihre Tochter DHL deutlich mehr Pakete transportiert als erwartet und dadurch Schwächen im Werbegeschäft ausgeglichen. Allein in Deutschland seien im dritten Quartal 1,34 Milliarden Pakete verschickt worden, teilte der Konzern in Bonn mit. Das sind 11,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zu Jahresbeginn hatte die Firma nur mit einem Wachstum von bis zu fünf Prozent gerechnet.
Die Briefmenge indes schrumpfte schneller als zuvor, zudem ging das Geschäft mit lukrativen Werbesendungen deutlich zurück. Grund hierfür: die knappen Kassen von Firmenkunden für Reklame durch den Corona-Knick der Wirtschaft.
Die Paketdienste liefen aber so gut, dass der Konzernbereich trotz dieser Rückschläge wuchs: Die Umsätze bei Post & Paket Deutschland erhöhten sich von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,4 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg von 304 Millionen auf 320 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz des Deutsche-Post-Konzerns stieg im dritten Quartal um 4,4 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro. Der Nettogewinn erhöhte sich sogar um etwa die Hälfte auf 851 Millionen Euro.
Im letzten Jahresquartal, welches das Weihnachtsgeschäft samt "Black Friday"-Rabattaktionen umfasst, rechnet die Post mit einem weiter deutlich ansteigenden Volumen von Paketen sowie Expresssendungen.
13.000 zusätzliche Fahrzeuge für Weihnachtsbestellungen
Für Pakete wird das Weihnachtsplus bei voraussichtlich 15 Prozent liegen im Vergleich zum Vorjahresgeschäft, bei Expresszustellungen sogar bei 50 Prozent. Damit würde die Post mehr Sendungen ausliefern als je zuvor. Auch die Wettbewerber DPD und Hermes rechnen mit Rekorden. Die Weihnachtsbestellungen lassen allerdings auch die Kosten steigen: Die Firma schickt mehr als 13.000 zusätzliche Fahrzeuge und 600 weitere Elektrodreiräder auf die Straßen – und kündigte bereits an, auch abends Pakete zustellen zu wollen.
Die Deutsche Post sieht sich auch für die Verteilung eines möglichen Corona-Impfstoffs gerüstet. Der Konzern stehe zur Verteilung bereit und befinde sich dazu in Gesprächen mit Pharmakonzernen und Regierungen, sagte Konzernchef Frank Appel. Die Post könne auch Impfstoffe transportieren, die stark gekühlt werden müssen.
"Die Verteilung wird nicht an der Logistik scheitern", sagte Appel. Die Kontraktlogistik-Sparte des Konzerns betreibt etwa weltweit über 180 auf die Bedürfnisse der Pharmaindustrie zugeschnittene Standorte, in denen empfindliche Medizinprodukte etwa in verschiedenen Temperaturzonen gelagert und verpackt werden können. Auch der Transport bei minus 70 Grad könne gewährleistet werden.
Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech und sein Partner Pfizer hatten am Montag einen Durchbruch auf dem Weg zu einem Impfstoff verkündet und planen, noch in diesem Monat in den USA eine Notfallgenehmigung für das Mittel zu beantragen. Die Unternehmen erwarten, in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen auszuliefern, und im kommenden Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen.
Biontech-Chef Uğur Şahin beschrieb die Herausforderungen für die Verteilung: "Wir werden den Impfstoff bei minus 70 Grad verschiffen, der wird dann in zentralen Standorten bei minus 70 gelagert und wenn er dann zur Anwendung kommt, kann er fünf Tage im Kühlschrank gehalten werden oder bei Kühlschranktemperatur transportiert werden." Mit dieser Logistik werde man die ersten drei Monate arbeiten.