Gewinnrückgang Deutsche Post senkt Prognose um über eine Milliarde Euro

Probleme im Briefgeschäft bremsen die Deutsche Post aus: Der Konzern muss seine Gewinnprognose für das laufende Jahr kappen. Die Aktie rutschte auf den tiefsten Stand seit Ende 2016.
Post-Chef Frank Appel

Post-Chef Frank Appel

Foto: Oliver Berg/ dpa

Die Deutsche Post streicht überraschend ihre Jahresprognose um rund eine Milliarde Euro zusammen. Der Konzern peile für dieses Jahr nur noch einen operativen Gewinn (Ebit) von rund 3,2 Milliarden Euro an, teilte ein Sprecher mit.

Bisher hatte Post-Chef Frank Appel 4,15 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Mit dem neuen Ausblick würde der Betriebsgewinn 2018 noch unter die 3,7 Milliarden Euro des Vorjahres fallen. Ein Gewinnrückgang im Brief- und Paketgeschäft hatte den Konzern im ersten Quartal gebremst.

Kosten wachsen schneller als Umsätze

Die Sparte war einst das große Sorgenkind des Logistikriesen, denn das Briefgeschäft schrumpfte durch den Siegeszug der E-Mail und anderer elektronischer Kommunikationswege jedes Jahr. Der boomende Online-Handel verschaffte dem Paket-Geschäft dann aber wieder einen spürbaren Aufschwung und kurbelte den Umsatz an, die Post eilte hier von Rekord zu Rekord. Doch zuletzt holten alte Probleme Appel ein, weil die Kosten schneller wachsen als die Umsätze.

Denn die Beschäftigten verdienen dank eines Tarifvertrags mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di seit vergangenem Oktober weitere 1,7 Prozent mehr, in diesem Oktober kommen noch einmal drei Prozent dazu. Zudem wütete die Grippewelle in Deutschland im Winter auch bei der Post, hohe Krankenstände führten zu Zusatzkosten. Außerdem steigen auch die Frachtraten und die Post investierte kräftig.

An der Mittelfristplanung für 2020 mit einem Ebit in Höhe von mindestens fünf Milliarden Euro hält Appel fest. "Wir nehmen jetzt bewusst kurzfristige negative Ergebniseffekte in Kauf, um langfristig nachhaltiges Wachstum zu sichern", sagte der Post-Chef.

Aktie bricht ein

An der Börse flüchteten die Anleger nach der Gewinnwarnung aus der Aktie. Die Papiere der Post verloren zeitweise bis zu 8,8 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 29,82 Euro und bildeten damit das Schlusslicht im Dax. "Die Prognosesenkung kam völlig überraschend,", sagte ein Händler. "Dass das Briefgeschäft nicht gut läuft, war bekannt, aber dass es so schlecht ist, wurde nicht erwartet."

Appel will die Produktivität steigern und die Kosten senken. Er räumte ein, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren zu wenig in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts investiert habe. Jetzt will der Konzernchef jährlich zusätzlich 100 bis 150 Millionen Euro in die Hand nehmen, um dies nachzuholen und jährlich Einsparungen in Höhe von 150 bis 250 Millionen Euro zu erzielen. Gesparte Kosten von mindestens 200 Millionen Euro verspricht sich Appel zudem vor allem von einem Vorruhestandsprogramm, für das 2018 zunächst Aufwendungen von 500 Millionen Euro anfallen.

cop/Reuters/dpa
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