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Deutsche Post am Limit Bundeswirtschaftsministerium überlegt, Briefzustellung an Packstationen zu ermöglichen

Die Bundesregierung will das Chaos bei der Briefzustellung beenden. Eine Möglichkeit könnte nach SPIEGEL-Informationen eine veränderte Zustellung sein.
aus DER SPIEGEL 51/2022
Ein DHL-Lager

Ein DHL-Lager

Foto: Fabian Bimmer / REUTERS

Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es Überlegungen, Briefe künftig ebenso wie Pakete auch in Packstationen auszuliefern. Dies ist eine von verschiedenen Maßnahmen, mit denen die chaotischen Zustände bei der Briefzustellung beseitigt werden sollen. Das geht aus einem internen Papier hervor, das als Grundlage für eine Novelle des Postgesetzes dient, die im kommenden Jahr vorgelegt werden soll.

Bürgerinnen und Bürger sollen sich künftig bei einer gemeinsamen Stelle über Pro­bleme mit der Brief- oder Paketzustellung beschweren können. Die Bundesnetzagentur solle »als zentraler Ansprechpartner« dienen und »die Resilienz der Postnetze« gestärkt werden, heißt es in dem Papier.

Auch die drei Ampelparteien arbeiten an einem gemeinsamen Forderungskatalog, mit dem die Auslieferung der Post zuverlässiger werden soll und die Arbeitsbedingungen der Zusteller verbessert werden sollen. Geht es nach dem SPD-Postexperten Sebastian Roloff, soll es künftig eine schnelle Zustellung am folgenden Werktag, zugleich aber auch eine langsamere geben. Derzeit muss die Post 80 Prozent aller Briefe am folgenden Werktag zustellen. »Weniger als diese Quote ist denkbar«, sagt der Münchner SPD-Abgeordnete, »allerdings muss die langsamere Post dann billiger werden und nicht die eigentlich pünktliche teurer.« Ein langsamer Standardbrief solle demnach weniger als 85 Cent Porto kosten.

Leichtere Pakete, dadurch Entlastung von Postboten und Postbotinnen denkbar

Roloff erhofft sich durch die zwei Geschwindigkeiten auch weniger Nachtflüge der Post. Die Postbotinnen und Postboten sollen künftig entlastet werden, wenn sie schwere Pakete zusätzlich zu den Briefen austragen. Die derzeitige Grenze von 31,5 Kilogramm für einzelne Sendungen sei aus Arbeitsschutzgründen zu hoch. »Höchstens 25 Kilo sind aus meiner Sicht dauerhaft vertretbar«, so Roloff. Bei der Zustellung von Paketen sollen sich Dienstleister künftig um eine Lizenz bewerben müssen. So will Roloff den Wildwuchs bei Subunternehmern eindämmen. »Hier muss es um Arbeitsbedingungen und Tariftreue gehen«, sagt er.

In diesem Jahr hat die Bundesnetzagentur schon mehr als 37.000 Beschwerden über die Brief- und Paketdienste gezählt, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Gleichzeitig erwartet die Post insbesondere wegen des Paketgeschäfts von DHL ein Rekordergebnis (Ebit) von rund 8,4 Milliarden Euro für dieses Jahr.

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