Umsatz und Urabstimmung Zum Abschied gibt's für Postchef Appel Rekordzahlen – und einen drohenden Streik

Postbeschäftigte im Februar: Mehr Dividende für die Aktionäre – aber auch 15 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten?
Foto: Annette Riedl / dpaFrank Appel tritt im Frühjahr nach rund 15 Jahren als Vorstandschef der Deutschen Post ab – und konnte sich seinen Abschied noch mal versüßen. Das Logistikunternehmen hat erneut ein Rekordjahr eingefahren. Dank des Auslandsgeschäfts konnte 2022 das vom Management prognostizierte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro erreicht und damit das Vorjahresergebnis um knapp sechs Prozent übertroffen werden, wie die Post mitteilte.
Angesichts dessen gibt's auch Abschiedsgeschenke an die Aktionäre: Der Konzern erhöht die Dividende und weitet das Aktienrückkaufprogramm aus. Für das vergangene Jahr wolle das Bonner Unternehmen 1,85 (Vorjahr: 1,80) Euro pro Aktie auf den Tisch legen, kündigte es an.
Nun rechnet die Deutsche Post allerdings mit einer Abkühlung der Entwicklung. Hintergrund: Die Post hat im vergangenen Jahr vor allem von den hohen Luft- und Seefrachtraten profitiert, zudem hat der wegen der Pandemie boomende Onlinehandel die Geschäfte des Logistikkonzerns auch auf dem Landweg beflügelt.
Zustellung von Millionen Paketen und Briefen könnte sich verzögern
2023 dürfte sich die Dynamik nun etwas abschwächen – wie sehr macht das Management abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Mittelfristig will der Dax-Konzern aber wieder an das Rekordniveau von 2022 heranrücken.
Bis Mitte des Jahrzehnts werde das operative Ergebnis bei über acht Milliarden Euro liegen, teilte die Post mit. Damit verschiebt sich die Erholung der Geschäfte nach einem erwarteten Knick in den kommenden Monaten weiter in die Zukunft. Bislang war die Post davon ausgegangen, bereits 2024 operativ über 8,5 Milliarden Euro zu verdienen. Analysten waren aber bereits im Vorfeld diesbezüglich skeptisch gewesen. Dieses Jahr soll das operative Ergebnis zwischen sechs und sieben Milliarden Euro liegen, je nachdem wie die Konjunktur verläuft.
Längst schreibt die Post das Gros ihrer Gewinne abseits des deutschen Heimatmarkts. Appel hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren nämlich unabhängiger vom schrumpfenden deutschen Briefgeschäft gemacht. Hierzulande belastet zudem ein festgefahrener Tarifkonflikt das Geschäft.
Die Gewerkschaft Ver.di will ebenfalls heute das Resultat einer Urabstimmung bekannt geben und mitteilen, ob es zu einem unbefristeten Streik kommt. Stimmberechtigt waren nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 100.000 Mitglieder der Sparte Post & Paket Deutschland. Lehnen mindestens 75 Prozent das Tarifangebot der Post ab, soll es zum Ausstand kommen.
Ver.di fordert 15 Prozent mehr Lohn in einem zwölf Monate laufenden Tarifvertrag. Die Post bietet eine Tariferhöhung in zwei Stufen ab 2024 an, die Firmenangaben zufolge die Bezahlung um durchschnittlich 11,5 Prozent verbessern würde. Separat hierzu sollen die Beschäftigten schon ab diesem Jahr schrittweise 3000 Euro netto bekommen, die als Inflationsausgleichsprämie fließen. Sollte es zum Streik kommen, würde sich die Zustellung von Millionen Paketen und Briefen aller Voraussicht nach deutlich verzögern.
Der ehemalige McKinsey-Berater und scheidende Postchef Appel mahnte nun angesichts der Auseinandersetzung: »Wir müssen die Balance zwischen spürbarer Lohnerhöhung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit finden.«
Wie lange sich ein möglicher Streik hinziehen würde, ist unklar. In einigen Wochen kann Appel allerdings auch diesen Konflikt beiseitelegen. Mit der Hauptversammlung am 4. Mai übergibt er sein Amt an Postvorstand Tobias Meyer.