Minus 43 Prozent Investitionen in deutsche Start-ups brechen ein

Flaute nach dem Boom: Während der Pandemie sammelten junge deutsche Unternehmen noch viel Risikokapital ein – doch im vergangenen Jahr ging der Geldzufluss spürbar zurück.
Start-up-Halle der Digitalmesse OMR in Hamburg

Start-up-Halle der Digitalmesse OMR in Hamburg

Foto: Jonas Walzberg / dpa

Deutsche Start-ups haben 2022 deutlich weniger neue Finanzierungen erhalten. Im vergangenen Jahr warben Wachstumsfirmen rund 9,9 Milliarden Euro Risikokapital von Geldgebern ein. Das waren 43 Prozent weniger als 2021, wie eine Analyse der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY zeigt.

Die Zahl der geschlossenen Deals sank 2022 laut der Analyse um 13 Prozent auf 1008. Dabei gab es noch 37 große Finanzierungsrunden mit einem Volumen von mehr als 50 Millionen Euro – nur rund halb so viele wie im Vorjahr. Trotz aller Krisen erlebten deutsche Start-ups 2022 aber noch das zweitbeste Jahr seit Erhebung der Daten 2015, sagte EY-Partner Thomas Prüver.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Große Fonds und Konzerne stecken Geld in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Aufgrund steigender Zinsen sowie der Unsicherheit um den Ukrainekrieg und die Konjunktur saß das Geld bei Investoren aber 2022 nicht mehr so locker.

Deutschlands Gründerszene muss sich laut Prüver auf härtere Zeiten einstellen: »Angesichts steigender Kapitalkosten und sinkender Bewertungen achten Investoren mehr auf Rentabilität als auf langfristige Wachstumsversprechen.« Start-ups müssten einen klaren Weg zu Profitabilität aufzeigen.

Start-ups hatten in der Pandemie einen Boom erlebt und im Rekordjahr 2021 laut EY die Summe von 17,4 Milliarden Euro eingeworben. Sie profitierten davon, dass Geld billig war und die Digitalisierung während der Coronakrise einen Schub bekam, etwa bei Finanzgeschäften, Onlineshopping oder Essenslieferungen. Nun hat sich der Markt gedreht: Einige Start-ups strichen Jobs, andere wie der Berliner Lieferdienst Gorillas wurden übernommen.

Auch die Gründermetropole Berlin bekam die Krise zu spüren. Start-ups aus der Hauptstadt sammelten laut EY zwar 2022 mit 4,9 Milliarden Euro erneut das weitaus meiste Geld ein – im Vorjahr war es mit 10,5 Milliarden aber mehr als doppelt so viel. Es folgten Wachstumsfirmen aus Bayern, wo sich das eingeworbene Geld fast halbierte auf 2,4 Milliarden Euro. Von den zehn größten Finanzierungsrunden entfielen sechs auf Berlin. Das meiste Geld floss an die Berliner Versicherungsfirma Wefox und das Münchner Software-Start-up Celonis.

fdi/dpa
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