Lahme Corona-Maßnahmen
Deutschlands Wirtschaft will sich selbst impfen
Eine wachsende Zahl großer deutscher Unternehmen will den Schutz ihrer Mitarbeiter vor dem Coronavirus in die eigenen Hände nehmen. Hauptgrund ist die langsame Impfkampagne der Bundesregierung.
Dax-Konzerne erwägen, die eigenen Belegschaften durch Betriebsärztinnen und -ärzte impfen zu lassen. Ähnliches ist in der chemischen Industrie, beim Mischkonzern Baywa oder bei der Versicherungskammer zu hören.
»Wir bereiten uns darauf vor, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an allen großen Standorten in Deutschland die Möglichkeit zu einer Corona-Impfung anzubieten«, hieß es bei der Allianz.
Die Telekom teilte mit, dass sie auf Wunsch und mit Unterstützung der Behörden ihre »bewährte Logistik« für die alljährlichen Grippeimpfungen auch für andere Impfstoffe einsetzen könne.
»Wenn voraussichtlich ab April mehr Impfstoff zur Verfügung steht, müssen wir alle Kapazitäten nutzen, um ihn in den Arm zu bringen«, sagte Kai Beckmann, der Präsident des Chemie-Arbeitgeberverbands BAVC.
In vielen Unternehmen und Wirtschaftsverbänden herrscht Ärger über den langsamen Fortschritt der Impfkampagne. Denn der Shutdown und die Corona-Beschränkungen bedeuten große volkswirtschaftliche Schäden.
Aus den auf dem Impfdashboard des Bundes veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass bis zum Mittwoch knapp 10,4 Millionen Impfdosen nach Deutschland geliefert wurden, davon aber über ein Drittel – 3,5 Millionen Dosen – bislang nicht verimpft sind.
Nach Analyse des Statistikportals »Our World in Data« war Großbritannien bis Dienstag mit 31,8 verabreichten Impfdosen pro 100 Einwohner viermal schneller vorangekommen als Deutschland mit 7,9.