Besuch in Trump-Hotel Von wegen "Buy American"

Trump-Hotel in Washington (Foto: vermutlich japanische Kamera)
Foto: Susan Walsh/ AP"Buy American, hire American" - bei seiner Amtseinführung stellte Donald Trump mit diesem Satz seine wirtschaftliche Agenda vor. Kernthesen neben "ich, ich, ich": Amerika, Amerika, Amerika. Amerikanisch kaufen, Amerikaner einstellen, dann wird Amerika wieder groß. So weit, so einfach: die Welt des US-Präsidenten Trump.
Der Geschäftsmann Donald Trump folgt offenbar einer anderen Doktrin. Dass sein rotes Narrenkäppi mit der Aufschrift "Make America great again" teilweise in China produziert wurde, hatte bereits im Vorwahlkampf für hämischen Spott gesorgt - und unterstrichen, wie schnell man aus Trumps Populismus die Luft lassen kann.
Nun hat der britische "Daily Mirror" in seiner aktuellen Titelgeschichte einen weiteren Nadelstich gesetzt: Ein Korrespondent hat sich im neuen Washingtoner Trump International Hotel (5 Sterne, ab 800 Dollar pro Nacht, GREAT!) in der Nähe vom Weißen Haus einquartiert - und die Einrichtung des Gold-und-Marmor-Baus mal genauer unter die Lupe genommen .
DAILY MIRROR FRONT PAGE: "America last!" #skypapers pic.twitter.com/58LmUsXkkF
— Sky News (@SkyNews) January 30, 2017
Nicht wirklich überraschende, wenn auch höchst amüsante Erkenntnis: Nahezu alles im Zimmer, was nicht niet- oder nagelfest ist, wurde im Ausland produziert. In Mexiko montierte Fernseher, deutsches Porzellan, italienische Bettwäsche, malaysische Telefone, englische Badezimmermülleimer, indische Handtücher: Bis auf die Schokoladentaler, so Chris Bucktin, habe er nichts aus US-Produktion gefunden.
Hotelgäste, die sich im hoteleigenen "The Spa by Ivanka Trump TM" etwas Erholung vom hektischen Leben in Washington gönnen wollen, hüllen sich in einen Bademantel aus China. Kurioses Highlight der Raumausstattung: die Trump-Mundspülung. Ob dieses Produkt für Trumps blumige Verbalausstöße verantwortlich ist, bleibt unbekannt. Fakt ist: Sie wird in Kanada hergestellt und abgefüllt.
Publicity der anderen Art haben die Trump-Hotels bereits in den vergangenen Tagen erfahren - nachdem ein alter Tweet der Hotelkette ("Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?") viral ging, antworteten Hunderte Trump-Gegner mit Spott und Ironie.
Trumps Interessenkonflikte als Präsident und Geschäftsmann wurden häufig thematisiert, ob nun bei der undurchsichtigen Übergabe des Imperiums in die Hände seiner Kinder oder bei dem Einreiseverbot, bei dem auf verdächtige Weise Länder ausgespart wurden, in die Trump wirtschaftliche Beziehungen unterhält.
Das ehemalige Hauptpostamt, in dem sich das Washingtoner Hotel befindet, hat Trump nur gepachtet - von der US-Regierung. Manche ausländische Delegationen fühlen sich schon jetzt genötigt, dort zu übernachten. Vielleicht hat die eklatante Abwesenheit amerikanischer Produkte also gar nichts mit günstigeren Produktionskosten zu tun - sondern die Gäste sollen sich in der internationalen Raumausstattung ganz wie zu Hause fühlen.