Trumps Nato-Schelte Europa alarmiert - Airbus hofft auf höhere Rüstungsausgaben

Airbus-Produkt Eurofighter (Archivbild)
Foto: Grzegorz Michalowski/ picture alliance / dpaDie scharfe Kritik Donald Trumps an der Nato hat viele europäische Mitglieder des Bündnisses erschreckt. Gilt unter dem kommenden US-Präsidenten noch die Bündnistreue?
Der europäische Luftfahrtkonzern Airbus kann dem Streit über die Zukunft der Nato auch etwas Gutes abgewinnen: Das Management rechnet mit steigenden Rüstungsausgaben der Europäer. "Meine Vermutung ist, dass wir bereits 2018 in den Budgets erste Veränderungen sehen werden. Die Diskussionen zeigen, dass die Bereitschaft in unseren Heimatnationen zunimmt", sagte Airbus-Rüstungschef Dirk Hoke der Nachrichtenagentur Reuters.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte das transatlantische Verteidigungsbündnis als "obsolet" bezeichnet und durchblicken lassen, die USA könnten die Europäer in der Verteidigungspolitik stärker sich selbst überlassen.
Hoffnung auf europäische Gemeinschaftsprojekte
"Wir gehen davon aus, dass die europäischen Länder die Zukunft der Nato intensiv diskutieren. Diese Diskussion war lange überfällig, wenn man sieht, dass in Europa nur noch fünf Länder das gemeinsame Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben", sagte der Airbus-Manager.
Bereits im vergangenen Jahr habe Airbus Defense & Space (D&S), das Militärflugzeuge wie den Eurofighter und den A400M anbietet, besser abgeschnitten als befürchtet. "Das vergangene Jahr war ein gutes Jahr für D&S. Wir glauben, dass wir in allen Geschäften gleichmäßig verteilt wachsen können." Das Rüstungsgeschäft trägt noch ein Fünftel zum Airbus-Konzernumsatz von mehr als 64 Milliarden Euro bei, der vor allem aus dem Geschäft mit Verkehrsfliegern kommt.
Beim Kauf neuer Rüstungsgüter drängt Airbus seit Langem auf eine stärkere Zusammenarbeit der europäischen Länder - insbesondere von Deutschland und Frankreich. Bisher setzten die Nationen allerdings meist auf Alleingänge, wenn es um die Beschaffung von Kriegsgerät für ihre Armeen ging.
Pläne für einen neuen Kampfjet
So werden in Europa drei verschiedene Kampfflugzeuge der aktuellen Generation eingesetzt, darunter der Airbus-Eurofighter, dessen Exportchancen immer mehr schwinden. Auf Dauer sei es nicht sinnvoll, wie bisher mit dem Eurofighter, Rafale und Gripen drei Systeme parallel zu betreiben, sagte Airbus-Mann Hoke. Die Hersteller befänden sich bereits in "sehr konstruktiven Gesprächen".
Airbus hat dabei vor allem das nächste Großprojekt zum Bau eines neuen Universalkampfjets im Blick. "Es ist so, dass der Tornado 2035 ausläuft, in Deutschland und auch etwa in Spanien die F-18 Flotte. Es gibt also intensive Diskussionen, wie das Kampfsystem der nächsten Generation aussieht", sagte Hoke. "Das nächste System wird voraussichtlich bemannt sein und unbemannte Systeme steuern können. Es gibt seit Ende vergangenen Jahres konkrete Anzeichen, dass man das neue Programm ernsthaft diskutiert." Daneben müssten sich Industrie und Politik auf schnellere Entwicklungen und Anschaffungen einstellen, da sich Bedrohungslagen immer schneller änderten.
Die Aufstockung des Berliner Verteidigungsetats sei ein erstes Signal. "In Deutschland will man Milliarden zusätzlich zum Verteidigungsbudget dazunehmen. Da ist ein erster Schritt gemacht, auch wenn man dort vom Ziel der zwei Prozent noch weit entfernt ist", sagte Hoke. Allerdings räumt er ein: "Haushaltsmilliarden hat noch keiner versprochen."