Drohender Streik Tarifgespräche der Fluglotsen geplatzt

Gibt es den ersten bundesweiten Fluglotsenstreik der Nachkriegsgeschichte? Die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Flugsicherung sind gescheitert. Nun droht ein Arbeitskampf, der den gesamten deutschen Luftverkehr treffen könnte.
Fluglotse in Frankfurt am Main: Arbeitskampf eskaliert

Fluglotse in Frankfurt am Main: Arbeitskampf eskaliert

Foto: dapd

Frankfurt am Main - Die Tarifverhandlungen für die Fluglotsen sind nach Gewerkschaftsangaben gescheitert - schon Mitte kommender Woche könnte es zu ersten Streiks kommen. Vertreter der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Gewerkschaft GdF beendeten die letzte Verhandlungsrunde am Freitag in Frankfurt ohne einen Kompromiss, wie ein Sprecher der Gewerkschaft der Flugsicherung mitteilte. Damit droht der erste bundesweite Lotsenstreik der Nachkriegsgeschichte.

Am Montag werde die Tarifkommission über das weitere Vorgehen beraten und damit auch über einen möglichen Ausstand, sagte der Sprecher. Theoretisch könnte die DFS erneut die Schlichtung anrufen, wäre in diesem Fall aber auf die Zustimmung der Gewerkschaft angewiesen.

Es war das letzte von vier Treffen, die GdF und DFS vereinbart hatten, nachdem die Gewerkschaft Mitte September den Schlichterspruch zum Tarifvertrag nicht anerkannt hatte. Nach den gescheiterten Gesprächen gilt eine dreitägige Friedenspflicht, danach darf die GdF wieder zum Streik aufrufen. Die Lotsen hatten zugesichert, jeden Arbeitsausstand 24 Stunden vorher anzukündigen - ein Streik droht damit frühestens am Dienstag. Die DFS sprach von einem "Eklat" und warf der Gewerkschaft vor, sie habe die Gespräche platzen lassen.

"Es scheiterte an vielem, aber nicht an der Vergütung"

Fast zwölf Stunden hatten die aktuellen Verhandlungen gedauert - dann erklärte die Gewerkschaft sie für beendet. Woran es haperte, war zunächst nicht bekannt. Die Parteien sind sich über das Gehalt für die DFS-Tarifbeschäftigten weitgehend einig. Strittig waren zuletzt vor allem die von der Lotsengewerkschaft verlangten Besetzungsregeln für bestimmte Arbeitsplätze in der Flugsicherung. "Es scheiterte an vielem, aber nicht an der Vergütung", erklärte ein Sprecher der DFS.

Den Fluglotsen geht es nicht nur ums Geld. Sie wollen auch auf einige ihrer Ansicht nach grundsätzliche Probleme aufmerksam machen: Aufgrund eines systematischen Personalmangels müssten sie zu viele Überstunden machen, heißt es immer wieder. Eines Tages könnte das auf Kosten der Sicherheit gehen, warnt die GdF.

Die Gewerkschaft vertritt die rund 5500 tariflich angestellten Mitarbeiter der staatseigenen Deutschen Flugsicherung. Deren Aufgabe ist es, den Flugverkehr am deutschen Himmel zu überwachen. Mitte Juni hatte die GdF die Tarifverhandlungen mit der DFS für gescheitert erklärt. In einer Urabstimmung sprachen sich anschließend fast 96 Prozent der GdF-Mitglieder für einen Streik aus. Im August rief die Arbeitgeberseite schließlich die Schlichtung an, nachdem sie zuvor vergebens versucht hatte, einen unmittelbar bevorstehenden Ausstand ihrer Mitarbeiter gerichtlich zu verhindern.

usp/dpa/AFP/Reuters
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