E10-Desaster Shell bietet Versicherung gegen Fahrzeugschäden

Tankanzeige: E10-Debakel rüttelt Mineralölbranche auf
Foto: Jan Woitas/ dpaBerlin - Die Einführung des neuen Biosprits E10 ist spektakulär gescheitert - jetzt reagieren die Mineralölkonzerne auf das Desaster. Mit unterschiedlichen Strategien: Shell plant eine Versicherung gegen mögliche Schäden durch E10. Das teilte eine Sprecherin auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung.
Verbraucher können sich schon jetzt auf einer eigens eingerichteten Web-Seite über die Versicherung informieren. Demnach können alle Kunden, die mindestens 30 Liter Biosprit bei Shell getankt haben, eine Versicherung abschließen. Die Police der Deutschen Familienversicherung ist kostenlos.
Die Erstzulassung des Fahrzeugs darf nicht vor 1996 liegen, und der Hersteller muss eine Unbedenklichkeitserklärung gegenüber E10 abgegeben haben. Werden diese Auflagen erfüllt und ein Sachverständiger bestätigt einen Folgeschaden durch E10, zum Beispiel am Motor, werden die Reparaturkosten voll übernommen. Die Versicherungslaufzeit beträgt 18 Monate.
Der Konzern Total reagiert anders auf die mangelnde Nachfrage nach dem neuen Kraftstoff. Nach eigenen Angaben stellt das Unternehmen die Produktion in der Raffinerie Leuna wieder auf Super um. "Wir passen uns dem aktuellen Verbraucherverhalten an", sagte ein Sprecher dem "Tagesspiegel". Er sprach von einer "kostenintensiven Anpassung von Raffinerien, Lagerkapazitäten und Belegung der Tanks an den Total-Stationen".
Konzernen drohen Millionenstrafen
Das Unternehmen werde zwar weiter E10 anbieten. Das Verhalten der Verbraucher habe jedoch zur Folge, "dass wir die von der Bundesregierung gesetzlich vorgegebene Bioquote beim besten Willen nicht erfüllen werden können", sagte der Sprecher.
Der E10-Boykott der Verbraucher dürfte die Ölkonzerne teuer zu stehen kommen: Sie erwarten Hunderte Millionen Euro an Strafe. Die Tankstellen würden in diesem Jahr nicht die vorgeschriebene Biokraftstoff-Quote erreichen, schätzt Peter Blauwhoff, Deutschland-Chef von Shell . Es sei "ganz und gar unmöglich geworden, die Quote in diesem Jahr zu erreichen", sagte er dem "Tagesspiegel".
6,25 Prozent der Gesamtmenge des in diesem Jahr verkauften Kraftstoffs muss Biokraftstoff sein. Erreichen wollten die Tankstellen das nicht über den Verkauf reinen Biosprits, sondern über die erhöhte Beimischung von Ethanol in dem umstrittenen neuen Superbenzin E10. Derzeit tankten die Autofahrer ungefähr so viel E10 wie herkömmlichen Kraftstoff, sagte Blauwhoff. Geplant habe die Mineralölindustrie jedoch mit 90 Prozent E10.