Ecuador Richter verdoppeln Milliardenstrafe gegen Ölkonzern Chevron

Verschmutzter Regenwald, kranke Ureinwohner: Ecuador macht den US-Ölkonzern Chevron für Umweltschäden im Amazonasgebiet verantwortlich. Ein Berufungsgericht verdoppelt jetzt eine Strafe auf 18 Milliarden Dollar - weil sich das Unternehmen nicht entschuldigte.
Ecuadorianerin vor Ölpumpe in Lago Agrio: Ölbranche fürchtet einen Präzedenzfall

Ecuadorianerin vor Ölpumpe in Lago Agrio: Ölbranche fürchtet einen Präzedenzfall

Foto: GUILLERMO GRANJA/ REUTERS

Lago Agrio - Für Ecuadors linken Präsidenten Rafael Correa ist es ein Sieg der Gerechtigkeit, für die Angeklagten ist es Betrug: Wegen Umweltschäden im Amazonasgebiet soll der zweitgrößte US-Ölkonzern Chevron   in Ecuador 18 Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen. Ein Berufungsgericht in der Stadt Lago Agrio bestätigte am Dienstag das Urteil einer ersten Instanz.

Im Februar 2011 war der Ölmulti zunächst zu einer Zahlung von 8,6 Milliarden Dollar verdonnert worden. Die Summe wurde aber später verdoppelt, weil Chevron sich nicht - wie in dem Urteil gefordert - öffentlich entschuldigte. Das Urteil werde in allen Teilen bestätigt, auch in der Frage der moralischen Wiedergutmachung, erklärte nun das Gericht.

Chevron sprach von einer unrechtmäßigen Entscheidung, die politisch beeinflusst sei. Der Konzern kündigte an, vor einem US-Gericht gegen das Urteil vorzugehen. Das Unternehmen hat auch noch die Möglichkeit, vor Ecuadors oberstes Gericht zu ziehen. Präsident Correa sprach von einem Kampf von David gegen Goliath. "Der Gerechtigkeit wurde genüge getan", sagte er. Niemand könne den Schaden leugnen, den Chevron dem Amazonasgebiet zugefügt habe.

Der Beginn des Rechtsstreits liegt 18 Jahre zurück. Einwohner der Region hatten geklagt, weil das US-Ölunternehmen Texaco, dass 2001 von Chevron übernommen wurde, Rückstände von Ölbohrungen falsch entsorgt und so weite Flächen des Regenwaldes verschmutzt haben soll. Dies habe zu Krankheiten und Todesfällen unter den Ureinwohnern geführt.

Chevron hatte gegen das erste Urteil Berufung eingelegt und unter anderem argumentiert, dass Texaco alle Ölrückstände beseitigt habe, für die das Unternehmen verantwortlich gewesen sei. Auch die Kläger hatten das Urteil angefochten und eine höhere Entschädigung gefordert.

Der Rechtsstreit sorgte international für Aufsehen. Ölunternehmen befürchten, dass er zu einem Präzedenzfall werden könnte. Erst kürzlich wurde Chevron in Brasilien wegen einer Ölverschmutzung bei Bohrungen vor der Küste bei Rio de Janeiro auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt.

dab/Reuters/dapd
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