Coronakrise Onlinegeschäft zieht Einzelhandelsumsatz ins Plus

Weil viele Menschen online kaufen, haben die Einzelhändler im ersten Halbjahr mehr eingenommen - trotz der Corona-bedingten Ladenschließungen. Einige Ketten wollen nun sogar ihr Filialnetz vergrößern.
Lebensmittel im Onlinehandel: Einer der Gewinner der Coronakrise

Lebensmittel im Onlinehandel: Einer der Gewinner der Coronakrise

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Lino Mirgeler / DPA

Der in der Coronakrise boomende Versand- und Onlinehandel hat den Umsatz des deutschen Einzelhandels in der ersten Jahreshälfte angeschoben. Die preisbereinigten Umsätze lagen in diesem Jahr insgesamt um 0,8 Prozent höher als in der zweiten Jahreshälfte 2019, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen berichtete.

Die Werte wurden um Saison- und Kalendereffekte bereinigt. Einschließlich der Preiserhöhungen legte der Umsatz nominal um 1,5 Prozent zu.

Große Kluft zwischen verschiedenen Branchen

Demnach profitierte der Online- und Versandhandel mit einer Steigerung der realen Umsätze um 16 Prozent gegenüber dem Halbjahr zuvor. Deutliche Umsatzzuwächse erzielten auch Einzelhändler, die Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren an Ständen und auf Märkten verkaufen (plus 15,1 Prozent), ebenso wie der Einzelhandel mit Bau- und Heimwerkerbedarf (14,2 Prozent). Zu den größten Gewinnern der Coronakrise gehören einer Ifo-Umfrage zufolge die Fahrradhändler

Zu den größten Verlierern zählen hingegen die Bereiche Bekleidung (minus 29 Prozent) und Schuhe und Lederwaren (minus 25 Prozent). Auch Antiquitäten und Gebrauchtwaren verbuchten ein Minus von 25,2 Prozent. Auch die Erlöse bei Uhren und Schmuck (minus 23,8 Prozent) und Büchern (minus 18,3 Prozent) gingen stark zurück.

Anders als sonstige Nahrungsmittel rutschten auch Back- und Süßwaren um 16 Prozent ins Minus. Der Bereich Geräte der Unterhaltungselektronik verzeichnete laut Bundesamt im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von 13,5 Prozent.

Verödung der Innenstädte? Viele Handelsketten wollen Ladennetz vergrößern

Die Coronakrise hat vielerorts Befürchtungen vor einer weiteren Verödung von Innenstädten geschürt. Trotz der Pandemie wollen zahlreiche Handelsketten aber weiter stark expandieren. Wie die "Wirtschaftswoche" berichtete , planen etwa Nonfood-Discounter wie Tedi, Action, Kik, Woolworth und Kodi die Eröffnung Hunderter neuer Läden in Deutschland.

"Wir verfügen derzeit über rund 430 Kaufhäuser in ganz Deutschland und wollen das Filialnetz in den nächsten Jahren auf bis zu 800 Standorte vergrößern", sagte ein Sprecher von Woolworth dem Magazin. In diesem Jahr seien bereits 20 bis 25 Neueröffnungen geplant. 2021 sollen 30 bis 40 zusätzliche Woolworth-Standorte hinzukommen.

Auch die Handelskette Tedi will demnach weiter wachsen und plant für das laufende Geschäftsjahr 150 Neueröffnungen, "für das folgende 150 weitere". Aktuell zählen nach Unternehmensangaben 1764 Märkte zum deutschen Filialnetz.

Auch im Mode- und Sportsegment wollen Fachdiscounter laut "Wirtschaftswoche" ihre Ladennetze ausbauen. Der Discounter Kik peilt demnach jährlich rund 200 Neueröffnungen in Europa an. Der französische Sporthändler Decathlon wolle bis Ende des Jahres vier weitere Standorte sowie ein zusätzliches Logistikzentrum in Betrieb nehmen. Neben Discountanbietern treiben demnach zudem vor allem Bio-Supermärkte ihre Expansionspläne voran.

caw/afp/dpa

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