»Ich wünsche Kraft, Weisheit und Weitsicht« Musk feuert Twitter-Finanzchef – jetzt äußert der sich

Ned Segal: »Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen«
Foto: David Paul Morris / Bloomberg / Getty ImagesDer reichste Mensch der Welt besitzt jetzt ein riesiges soziales Netzwerk – das muss man erst mal sacken lassen. Vielleicht ist es das, was Elon Musk im Sinn hatte, als er am Mittwochabend deutscher Zeit die Twitter-Zentrale in San Francisco mit einem weißen Waschbecken im Arm betrat. »Let that sink in«, schrieb Musk auf Twitter zu einem Video der Aktion. »Sink« ist das englische Wort für Waschbecken, »to sink in« bedeutet, sich etwas bewusst zu werden, in diesem Falle aber auch wörtlich: »Lasst das Waschbecken rein«.
Entering Twitter HQ – let that sink in! pic.twitter.com/D68z4K2wq7
— Elon Musk (@elonmusk) October 26, 2022
Was danach passierte, war deutlich ernster: In der Nacht zum Freitag verkündete Musk, dass er die Übernahme von Twitter abgeschlossen habe. US-Medien berichteten kurz darauf, dass Musk schon am Donnerstag mehrere Topmanager gefeuert habe: den bisherigen Firmenchef Parag Agrawal, Finanzchef Ned Segal und Chefjuristin Vijaya Gadde. Agrawal und Segal sollen den Berichten zufolge anwesend gewesen und direkt nach ihren Entlassungen aus dem Gebäude eskortiert worden sein, eine durchaus übliche Praxis in den USA.
Ned Segal
Segal hat sich nun auf Twitter zu Wort gemeldet – und Bilanz gezogen: »Die letzten sechs Monate haben jeden geistigen Muskel beansprucht, den ich in 48 Jahren entwickelt habe«, schrieb er in Anspielung auf das Übernahmechaos. »Man lernt so viel, wenn die Zeiten herausfordernd und unvorhersehbar sind, wenn wir müde sind oder unsere Integrität infrage gestellt sehen«, schrieb Segal weiter. Sein Team sei bei alldem »freundlich, respektvoll und standhaft« geblieben. »Sie sind lebenslange Freunde.« Seine Profilbeschreibung änderte er zu »Ehemaliger CFO und aktueller Fan von Twitter«.
Thursday concluded 5 years @twitter. I’m grateful for the opportunity to have worked with such an incredible group of people building the world’s town square for all of our stakeholders. The work isn’t complete, but we made meaningful progress.
— Ned Segal (@nedsegal) October 28, 2022
Auch zur Zukunft der Plattform äußerte sich Segal: »Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen«, schrieb er, »aber wir haben bedeutende Fortschritte gemacht.« Er habe große Hoffnungen für Twitter. »Im besten Fall demokratisiert es die Kommunikation und das Wissen, während es für Verantwortlichkeit und die gleichmäßige Verteilung von Informationen sorgt.« Es sei eine große Verantwortung für jeden, der sich an dieser Arbeit beteilige. »Ich wünsche ihnen Kraft, Weisheit und Weitsicht.«
Privatsphäre für Zugang
Gleichzeitig teilte er eine Beobachtung, die sich auch als Mahnung interpretieren lässt: Die Menschen hätten sich an einen Tausch gewöhnt, Privatsphäre für Zugang. Segal führte das nicht aus, aber meinte wohl Zugang zu Onlineplattformen oder Informationen. Mit zunehmender Entwicklung der digitalen Werbung würden wohl »weniger Plattformen mehr Informationen und Kontrolle« haben, schrieb er. (Lesen Sie hier: Wie gefährlich ist Elon Musk?)
Das kommerzielle Internet sei aber schon 30, Twitter hingegen erst 16 Jahre alt. »Auch die Druckerpresse brauchte Jahrzehnte, um sich von Fehlinformationen und fehlenden Standards zu einem unglaublichen Wissens- und Ideenaustausch über Ozeane und Grenzen hinweg zu entwickeln«, schrieb Segal. »Die Normen für das Internet bilden sich immer noch heraus, und ich bin optimistisch.«
Segal dankte diversen Menschen, darunter seinen Kolleginnen und Kollegen und seiner Familie. Die vergangenen fünf Jahre seien die erfüllendsten in seiner Karriere gewesen. »Das wird schwer zu übertreffen sein ... aber nachdem ich etwas Luft geholt habe, werde ich es versuchen!«
Genug finanzielle Ressourcen dürften Segal, Agrawal und Gadde haben: Medienberichten zufolge sollen sie Abfindungen in Millionenhöhe bekommen.