Es sieht nicht gut aus für Tesla-Chef Elon Musk
Foto: Mark Brake/Getty ImagesDer US-amerikanische Autobauer Tesla hat seine Zulieferer darum gebeten, Geld zurückzuzahlen - aus Rechnungen der Firmen, die Tesla bereits beglichen hat. Dabei geht es um Aufträge, die bis in das Jahr 2016 zurückreichen, berichtet das "Wall Street Journal".
Demnach erklärt Tesla in dem Anschreiben an die Zulieferer, dies sei wesentlich, um den Betrieb weiterzuführen. Die Rückzahlungen seien ein Investment in das Unternehmen, welches das gemeinsame Wachstum vorantreiben würde.
In der Vergangenheit hat Tesla stets Liquiditätsprobleme bestritten. Tatsächlich wirft der Vorfall aber kein gutes Licht auf die Lage der Firma. Das Unternehmen hat seit einiger Zeit mit massiven Produktionsproblemen für sein Model 3 zu kämpfen. Das hat einen Teil der Cash-Reserven des Unternehmens gefressen, zu wenig Geld wurde durch Verkäufe in die Kassen gespült.
Die Nachricht kommt bei Investoren schlecht an und setzte Tesla an der Börse unter Druck. Der Aktienkurs des E-Autobauers verlor mehr als vier Prozent.
Wie die auf Wirtschaftsthemen spezialisierte Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich errechnete, verlor Tesla im ersten Quartal gar 7430 Dollar pro Minute. Von Januar bis Ende März hatte das Unternehmen also einen negativen Cashflow von mehr als einer Milliarde Dollar. Seit einiger Zeit fragen sich Analysten deshalb, ob Tesla noch in diesem Jahr das Geld ausgehen könnte. Ein Bericht der Investmentbank Goldman Sachs prognostizierte, der Autobauer könne bis 2020 sogar bis zu 10 Milliarden Dollar frisches Kapital benötigen.
"Tesla ist verzweifelt"
Das Unternehmen hat gegenüber dem "Wall Street Journal" bestätigt, dass man Preisnachlässe von Zulieferern erbeten habe und es dabei sowohl um aktuelle als auch um vergangene Projekte gehe. Laut Tesla sei das ein übliches Vorgehen bei den Verhandlungen zu Auftragsvergaben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Schritt widerspricht aber Musks eigenen Ankündigungen. Der CEO hatte erst im Mai verlauten lassen, dass Tesla in diesem Jahr kein frisches Eigenkapital oder neue Schulden aufnehmen werde. Die üblichen Kredite und das Einkommen aus den steigenden Verkaufszahlen würden ausreichen, um den Liquiditätsbedarf zu decken. Im zweiten Halbjahr 2018 wolle man außerdem Gewinne schreiben.
"Es ist einfach lächerlich", kommentiert ein Automobilexperte im "Wall Street Journal" Teslas Bitte. Es zeige, "dass Tesla gerade verzweifelt ist".
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