Nach abgesagter Übernahme Twitter kündigt Klage gegen Elon Musk an

Tesla-Chef Musk: Nun könnte ein langer und teurer Rechtsstreit folgen
Foto: Jim WatsonTwitter hat angekündigt, US-Milliardär Elon Musk vor Gericht zur Übernahme des Kurznachrichtendienstes zwingen zu wollen. Verwaltungsratschef Bret Taylor teilte mit, das Unternehmen wolle »die Transaktion zu dem Preis und zu den Bedingungen, die mit Herrn Musk vereinbart wurden, abschließen«. Der Twitter-Verwaltungsrat werde deswegen rechtliche Schritte einleiten, um den Kauf durchzusetzen. Taylor zeigte sich »zuversichtlich«, vor Gericht zu gewinnen.
Damit reagiert die Twitter-Spitze auf eine dramatische Wendung in dem seit Monaten andauernden Übernahmekrimi: Musk hatte kurz zuvor die Kaufvereinbarung mit Twitter platzen lassen. In einem am Freitag von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Schreiben werfen Musks Anwälte Twitter vor, gegen die im April besiegelte Übernahmevereinbarung verstoßen und »falsche und irreführende« Angaben gemacht zu haben.
Die Onlineplattform habe dem Chef des Elektroautobauers Tesla und reichsten Menschen der Welt nicht alle angeforderten Informationen zu Spam- oder Fake-Konten bei Twitter übergeben, schreiben die Anwälte weiter. Musk mache deswegen von seinem Recht Gebrauch, die 44 Milliarden Dollar schwere Abmachung zu »kündigen« und das Kaufvorhaben »aufzugeben«. Die Twitter-Aktie verlor im Anschluss deutlich und lag rund fünf Prozent unter dem Vortageswert.
Die sich nun anbahnenden juristischen Auseinandersetzungen könnten langwierig und ausgesprochen teuer werden. Die zwischen beiden Seiten getroffene Vereinbarung sieht eine Vertragsstrafe von bis zu einer Milliarde Dollar vor, sollte sich eine Partei zurückziehen.
Im April hatten sich Musk und Twitter auf eine Übernahme der Onlineplattform durch den Unternehmer für 44 Milliarden Dollar geeinigt. Twitter-Aktionäre sollten 54,20 Dollar pro Aktie erhalten – ein Preis, der weit über dem derzeitigen Wert von knapp 37 Dollar liegt.
Anschließend gab es aber Streit über die Zahl von Spam- oder Fake-Konten bei dem einflussreichen, jedoch um mehr Profitabilität kämpfenden Kurznachrichtendienst. Twitter hat wiederholt beteuert, die Zahl solcher Konten liege bei unter fünf Prozent. Musk und sein Team halten diese Angaben aber für falsch. Zuletzt hatten Beobachter gerätselt, ob Musk das Kaufvorhaben wirklich aufgeben könnte oder lediglich den Preis für eine Übernahme drücken will. Seit April haben die Twitter-Aktien mehr als ein Viertel ihres Werts verloren. Die Aktien des von Musk geführten Elektroautobauers Tesla haben mit knapp einem Viertel ebenfalls deutlich an Wert verloren.
Musk selbst hatte wiederholt, es gehe ihm bei der Übernahme nicht um Geld, sondern vor allem darum, die Redefreiheit auf der Plattform zu stärken. So würde er den von Twitter verbannten ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder zurück auf die Plattform lassen.
Der Analyst Dan Ives schrieb nun auf Twitter, Musks Plan, den Kurznachrichtendienst für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, sei von Anfang an rätselhaft gewesen und habe für die Wall Street »nie viel Sinn ergeben«. Jetzt werde eine Gerichtsschlacht vergleichbar mit »Game of Thrones« folgen, schrieb Ives weiter. »Das ist ein Katastrophenszenario für Twitter und seinen Verwaltungsrat, weil das Unternehmen jetzt in einer langen Gerichtsschlacht gegen Musk kämpfen wird, um den Deal zu retten und/oder wenigstens die Auflösungsgebühr von einer Milliarde Dollar zu bekommen.«
Anmerkung der Redaktion: Elon Musk ist zwar Chef des Elektroautokonzerns Tesla, hat ihn aber nicht gegründet. Wir haben die entsprechende Passage im Text korrigiert.