Energiewirtschaft Kampf um die Kohle

Braunkohle-Tagebau
Foto: SASCHA SCHUERMANN/ AFPIm Energiesektor wird es ab dem kommenden Jahr vor allem um eine Entscheidung gehen: Wann startet der Ausstieg aus der klimafeindlichen Kohleverstromung?
Kohleausstieg
Sollte das Land weiter von einer Großen Koalition regiert werden, könnte die wohl wichtigste energiepolitische Entscheidung für die kommenden Jahrzehnte noch länger auf sich warten lassen. Keine der beiden großen Volksparteien hat sich beim kontroversen Thema Kohleausstieg bislang besonders reformwillig gezeigt.
Eine politische Entscheidung ist dennoch nötig - und zwar möglichst bald. Denn die geplante Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien wird nur funktionieren, wenn die Kohlekraftwerke im Energiemix nach und nach an Bedeutung verlieren. Je mehr Vorlauf die betroffenen Unternehmen im Energiesektor und im Tagebau dafür haben, desto sozialverträglicher lässt sich der Strukturwandel gestalten.
Ein planvoller Kohleausstieg würde zudem dazu beitragen, das Chaos bei der Stromproduktion zu mildern. Die bringt Ingenieure derzeit regelmäßig in Schwierigkeiten, weil Kohlemeiler weiter Strom liefern, auch wenn Windräder oder Solarkraftwerke mit voller Kraft arbeiten. Die Netzbetreiber müssen in solchen Momenten aufwendig regulieren. Allein 2015 fielen mehr als eine Milliarde Euro an Kosten für entsprechende Maßnahmen an. Über die sogenannten Netzgebühren wurden diese später an die Stromkunden weitergereicht.
Strompreise
Die hohen Strompreise dürften im kommenden Jahr denn auch das zweite große Thema im Energiesektor sein. Zwar wird die sogenannte Ökostromumlage, über die Verbraucher den Ausbau der erneuerbaren Energien finanzieren, 2018 etwas niedriger ausfallen als noch im laufenden Jahr. Die Kosten für Ausbau und Instandhaltung der Stromnetze aber dürften eben steigen. Unterm Strich dürften Verbraucher daher auch im nächsten Jahr draufzahlen.
Die hohe Belastung, unter der vor allem das Handwerk und die mittelständische Industrie leiden, hat eine Debatte provoziert, die 2018 Fahrt aufnehmen dürfte: Es gibt immer mehr Forderungen, dass die sogenannten Industrieprivilegien künftig aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden sollen. Das Privileg befreit energieintensive Unternehmen weitgehend von der Zahlung der Ökostromumlage. Ziel ist, dass die betroffenen Firmen international wettbewerbsfähig bleiben.
Konkurrenz
Während die Industrie um ihre Privilegien kämpft, verschärft sich im Endkundenmarkt der Konkurrenzkampf. Auf dem Vormarsch sind unter anderem Apps wie SwitchUp.de, die Kunden automatisch zum günstigsten Anbieter wechseln lassen, und Firmen wie Enyway, die es Kunden erstmals ermöglichen, sich den eigenen Stromversorger komplett auszusuchen. Innovative Firmen wie diese dürften den Strommarkt in den kommenden Jahren radikal verändern. 2018 werden die ersten Auswirkungen dieses Umbruchs zu spüren sein.
Smart Meter
Ein weiteres zentrales Projekt für die Energiewende wird indes wohl auch 2018 nur schleppend vorankommen. Um die schwankende Versorgung aus Wind- und Solaranlagen eng mit dem Verbrauch abzustimmen, soll eigentlich eine neue Infrastruktur in Deutschland aufgebaut werden: intelligente Systeme, die den Verbrauch einzelner Haushalte im Minutentakt auswerten und im Idealfall auch steuern können. Doch laut einem Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsministeriums fehlen für eine solche technische Lösung noch immer einheitliche Standards.