Energiepolitik Deutschland gibt Strom ans Ausland ab - und zahlt dabei drauf
Unerwünschte Nebenwirkung der Energiepolitik: Deutschland verkauft Strom an Nachbarländer - und zahlt bei dem Geschäft zusätzlich Geld. Die Politik ist beunruhigt.
Windräder in der Pfalz (Archivfoto)
Foto: Marius Becker/ dpaDeutschland beschenkt seine Nachbarländer offenbar mit Strom. Am Neujahrstag flossen einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge mehrere Tausend Megawattstunden über die Grenzen. Und das nicht einmal kostenlos: Wer das deutsche Stromgeschenk annahm, bekam demnach noch Geld dazu.
Deutschland verkaufe immer häufiger Strom zu negativen Preisen. Am Neujahrstag waren es laut dem Bericht in der Spitze 76 Euro je Megawattstunde. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Stunden, in denen Strom auf diese Weise exportiert werden musste, in der Tendenz gestiegen. 2008 trat das Phänomen bei 15 Stunden im Jahr auf, 2017 waren es laut Bundesnetzagentur bereits 146 Stunden.
Die Kosten dafür tragen zu einem erheblichen Teil die Stromverbraucher. Die Übertragungsnetzbetreiber müssen Strom aus erneuerbaren Quellen auch dann abnehmen und vermarkten, wenn dafür an der Strombörse keine Nachfrage besteht. In diesen Situationen werden negative Strompreise fällig. Die Kosten dafür legen die Betreiber auf die Verbraucher um.
Politiker alarmiert
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht die Entwicklung dem Bericht zufolge gelassen. Doch Teile der Politik seien alarmiert, berichtet das "Handelsblatt". Das Thema dürfte bei den bevorstehenden Gesprächen von Union und SPD über eine Koalition eine Rolle spielen.
"Wir können uns diesen Irrsinn auf Dauer nicht leisten. Die nächste Regierungskoalition wird sich des Themas annehmen müssen", zitiert die Zeitung Bernd Westphal, den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
Die Fehlentwicklungen der Energiewende gefährdeten auf Dauer die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, sagte der energiepolitische Koordinator der Unionsfraktion, Thomas Bareiß.
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