Energiewende
Hier wollen die Netzbetreiber die Stromautobahnen bauen
Ab 2025 sollen zwei Großleitungen Windenergie von den Küsten nach Süddeutschland transportieren. Um den genauen Verlauf wird erbittert gestritten. Die Bundesnetzagentur muss nun die Trassenvorschläge der Betreiber prüfen.
Die Planung der "Hauptschlagadern" der deutschen Energiewende nähert sich dem nächsten Stadium: Die Netzbetreiber Tennet, TransnetBW und 50Hertz haben ihre Vorschläge für die Routenführung großer Erdkabel vorgestellt, mit denen in Zukunft Windstrom von den Küsten in die Industriezentren des Südens transportiert werden soll.
Die Anträge für die zwei Stromautobahnen "Suedlink" und "Suedostlink" wollen die Unternehmen noch in diesem Monat bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Behörde wird die Pläne dann prüfen. "Dabei führen wir eine umfassende Information und Beteiligung der Öffentlichkeit durch", teilte die Netzagentur mit.
"SuedLink": Geplante Verläufe
Foto: TenneTTSO
Zu beiden Milliarden-Projekten sind seit Herbst mehr als 9000 Hinweise von Bürgern, Kommunen und Verbänden eingegangen, die beim geplanten Verlauf der Trassen berücksichtigt worden sind. Wo exakt die Stromautobahnen gebaut werden, wird allerdings erst 2020/21 feststehen. Strom soll dann ab dem Jahr 2025 fließen.
Die "Suedlink"-Leitung wird von den Unternehmen Tennet und TransnetBW gebaut. Die Stromleitungen verlaufen von Brunsbüttel in Schleswig-Holstein nach Großgartach in Baden-Württemberg sowie von Wilster in Schleswig-Holstein nach Grafenrheinfeld in Bayern. Die Trasse wird rund 800 Kilometer lang werden.
Das Projekt "Suedostlink" der Netzbetreiber Tennet und 50Hertz soll zwischen Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt und Isar bei Landshut in Bayern verlaufen. Auch diese Leitung ist nötig, um den im Norden und Osten erzeugten Ökostrom in den Süden zu transportieren. Zudem soll "Suedostlink" verhindern, dass wegen der bisher fehlenden direkten Leitungsverbindung Strom aus erneuerbaren Energien durch Polen und Tschechien fließen muss.
"Suedostlink": Geplante Verläufe
Der Chef von 50Hertz, Boris Schucht, betonte, der Verlauf sei noch nicht "in Stein gemeißelt". Im bayerischen Teil der Stromautobahn "Suedostlink" sei nach Bürgerwünschen ein Fünftel des ursprünglichen Korridors angepasst worden. Für beide Trassen gibt es auch Alternativvorschläge.
Ursprünglich sollten die Trassen als Freileitungen mit Masten gebaut werden. Nach Bürgerprotesten korrigierte die Bundesregierung die Pläne, die Leitungen werden nun größtenteils unterirdisch verlegt. Das hat seinen Preis. Der politisch gewollte Vorrang für Erdkabel wird die Kosten beim "Suedlink" nach Schätzungen der Betreiber von drei Milliarden auf bis zu zehn Milliarden Euro in die Höhe treiben. Das müssen private Kunden und die Industrie über höhere Netzentgelte bezahlen.
Mit dem Vorrang für die Erdverkabelung kam die Bundesregierung dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) entgegen. Der hatte gegen die großen Freiluft-Leitungen gekämpft, weil der Widerstand in Bayern gegen vermeintliche "Monstertrassen" groß sei. Kritik wegen der Milliarden-Zusatzkosten wies Seehofer stets zurück. Diese verteilten sich auf 30 Jahre.