Energiewende RWE meldet Gewinneinbruch und legt Kraftwerke still

RWE-Zentrale in Essen: Hausgemachte Probleme und andere Sorgen
Foto: Bernd Thissen/ picture alliance / dpaDüsseldorf - Mit drastischen Worten beschreibt RWE-Finanzchef Bernhard Günther die Lage des Energiekonzerns. "Die niedrigen Strompreise hinterlassen ihre Blutspur in unserer Bilanz", sagte der Manager angesichts des Quartalergebnisses. Der Nettogewinn ist um ein Viertel auf 995 Millionen Euro eingebrochen.
Dem Konzern machen - ebenso wie dem Konkurrenten E.on - die Umwälzungen auf dem Energiemarkt zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms werden die Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt, an den Strombörsen fallen die Preise. Der milde Winter verhagelte RWE vor allem das Gasgeschäft. RWE erwartet auch im Gesamtjahr schrumpfende Erträge.
Angesichts der Neuordnung auf dem Energiemarkt legt RWE wegen schlechter Auslastung und niedriger Börsenstrompreise noch mehr Kraftwerkskapazitäten still als angekündigt. Statt wie bisher geplant 6,6 Gigawatt sollen nun 7,4 Gigawatt vorübergehend oder komplett vom Netz genommen werden, sagte Finanzvorstand Günther. Das entspricht etwa einem Zehntel des bundesdeutschen Spitzenverbrauchs.
Betroffen sind vor allem Gaskraftwerke. Außerdem habe RWE Verträge für Steinkohlekraftwerke mit externen Anbietern gekündigt. Zusätzlich über den Sommer stillgelegt wurde am 1. Mai das Gaskraftwerk in Lingen mit mehr als 800 Megawatt. Beim niederländischen Steinkohlekraftwerk in Eemshaven mit insgesamt rund 1,6 Gigawatt verzögere sich die Fertigstellung wegen eines Kesselschadens um ein halbes Jahr, sagte Günther. Die Ursache werde untersucht. Das Kraftwerk mit zwei Blöcken sollte in zwei Stufen Mitte und Ende 2014 ans Netz gehen.
RWE setzte auf die falsche Strategie
Der größte deutsche Stromerzeuger leidet allerdings nicht nur an den Folgen der Energiewende. Einige Probleme sind hausgemacht. Die Vorgänger von Vorstandschef Peter Terium, Jürgen Großmann und Harry Roels, setzten noch auf Kohle- und Kernkraftwerke, als der ursprüngliche Atomausstieg schon längst beschlossen war. Sie hofften, diesen umkehren zu können.
2005 hatte RWE ein milliardenschweres Programm zum Bau neuer konventioneller Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien gestartet. Diese Anlagen werfen wegen der Konkurrenz durch den Ökostrom kaum noch Gewinn ab.
Eine eigene Ökostromtochter gründete der Konzern erst 2007. Diese gehörte nun zu den wenigen Sparten, die ihren operativen Gewinn im ersten Quartal steigern konnten.
Zum Thema Atom-Bad-Bank hüllen sich RWE wie E.on weitgehend in Schweigen. "Spekulationen" über einen Fonds für die Abwicklung des Atomausstiegs, in den auch der laufende Betrieb und Risiken bei den Endlagerkosten übertragen würden, kommentiere RWE nicht, heißt es. Günther sagte lediglich, RWE halte so einen Fonds für "nicht sachgerecht".