Energiewende
RWE stoppt Planung für Riesen-Windpark
Ein weiteres Projekt für die Energiewende gerät ins Stocken. RWE verschiebt seine Baupläne für einen riesigen Windpark in der Nordsee. Der Energiekonzern macht auch die Bundesregierung für die Verzögerung verantwortlich.
Offshore-Testanlage vor Borkum: Wichtige Windpark-Projekte verzögern sich
Foto: dapd
Düsseldorf - Es ist ein gigantisches Projekt: Vor der Insel Juist plant RWE in der Nordsee den weltgrößten Windpark auf See. Doch das Vorhaben verzögert sich. "Unser nächstes Projekt Innogy Nordsee 1 wollten wir eigentlich in der zweiten Jahreshälfte auf den Weg bringen. Die endgültige Entscheidung wird sich aber mindestens bis Anfang 2013 verzögern", sagte der Chef der Windenergiesparte Innogy, Hans Bünting, dem "Handelsblatt".
Er machte sowohl technische Probleme als auch gesetzliche Unsicherheiten für die Verzögerung verantwortlich. RWE
will demnach ein geplantes Bundesgesetz abwarten, das regeln soll, wer verantwortlich ist, wenn Anlagen stehen, aber nicht ans Netz gehen können. Die Frage ist, ob der Netzbetreiber das Risiko trägt oder der Stromproduzent.
Eine RWE-Sprecherin sagte, der Konzern bringe der Regierung einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegen. Denn das Unternehmen habe die Aufträge für die Hauptkomponenten des Projekts bereits ausgeschrieben. RWE und auch Konkurrent E.on haben die Bundesregierung bereits vor einem Scheitern ihrer Ausbaupläne für Windkraft gewarnt. Der Vorwurf: Die Stromnetzbetreiber kämen mit dem Anschluss der Windparks nicht hinterher.
Verzögerungen bei Helgoland-Windpark könnten teuer werden
Auch beim RWE-Windpark Nordsee-Ost vor Helgoland gibt es Verzögerungen. Das Projekt mit 48 Windrädern ist bereits im Bau, im laufenden Jahr sollen die Fundamente gesetzt werden. Aber auch hier ist noch unklar, wann die Räder ans Netz gehen. "Wir haben noch kein definitives Anschlussdatum", sagte die Sprecherin.
Ende Juni war bekanntgeworden, dass RWE beim Helgoland-Projekt einen Schaden im dreistelligen Millionenbereich erwartet. "Solange insbesondere die Haftungsfrage des Netzbetreibers für Verzögerungen und Ausfälle nicht geregelt ist, brauche ich dem Vorstand der RWE AG kein weiteres Projekt vorschlagen", sagte Bünting.
Insgesamt plant RWE in den kommenden Jahren drei Windparks auf 100 Quadratkilometern in der Nordsee. Die rund 160 Windturbinen sollen eine Gesamtleistung von 1000 Megawatt erreichen, was der Leistung eines Atommeilers entspricht.
Die fehlende Anbindung von Offshore-Windparks ist ein großes Problem für die Energiewende. Die Regierung will bis 2020 den Anteil von Ökostrom am Verbrauch auf mindestens 35 von derzeit 20 Prozent erhöhen. Zuletzt hatten aber Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Peter Altmaier den Zeitplan für die Energiewende in Frage gestellt.