Erneuerbare Energien Solarboom lässt Strompreise explodieren

Solaranlage mit Windrädern bei Mainz: Preissteigerung bis 100 Euro
Foto: THOMAS BOHLEN/ REUTERSBerlin - Für den Klimaschutz ist es eine gute Nachricht, für die Verbraucher nicht: Da die Zahl neuer Solaranlagen stärker zugenommen hat als geplant, dürften die Strompreise für kommendes Jahr um etwa zehn Prozent steigen. Das geht aus einer Berechnung des Energiekonzerns Vattenfall hervor, über die die "Berliner Zeitung" berichtet.
Die Belastung für alle deutschen Stromkunden durch die Förderung erneuerbarer Energien steigt demnach 2011 um 1,8 bis 2 Cent pro Kilowattstunde auf insgesamt bis zu 4,4 Cent einschließlich Mehrwertsteuer. Für ein Einfamilienhaus mit 5000 Kilowattstunden Verbrauch würden sich demnach die Strompreise um rund 100 Euro pro Jahr erhöhen.
"Rechnung durchaus realistisch"
In der Berechnung sei die von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) geplante Senkung der Solar-Förderung zur Jahresmitte um rund 15 Prozent bereits berücksichtigt. Das an den offiziellen Ökostrom-Prognosen beteiligte Leipziger Institut für Energie bestätigte der "Berliner Zeitung", dass die Vattenfall-Rechnung "durchaus realistisch ist". Die Prognose von Vattenfall wird laut Bericht in Teilen der Branche zur Kalkulation verwendet und gilt als zuverlässig.

Grafiken: Solarenergie in Deutschland
Hauptgrund für den starken Preisanstieg sei die große Zahl neuer Solaranlagen, schreibt die Zeitung. Bei der Kalkulation habe man angenommen, dass 2009 und 2010 Solarstromanlagen mit einer Leistung von insgesamt 4400 Megawatt installiert werden. Diese Zahl sei aber bereits 2009 knapp erreicht worden. 2010 dürften noch einmal mindestens 5000 Megawatt hinzukommen.
"Drastische Absenkung der Förderung notwendig"
Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz dürfen Solaranlagenbetreiber ihren Strom zwanzig Jahre lang zu konstanten Preisen ins Stromnetz einspeisen. Die Kosten werden auf die Stromverbraucher umgeschlagen.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen halte die Berechnung für korrekt, schreibt die Zeitung. Experte Holger Krawinkel sagte ihr: "Die Belastungen sind für die Verbraucher kaum noch tragbar, eine drastische Absenkung der Förderung ist notwendig."
Ursprünglich wollte Röttgen ab dem 1. April 2010 die Hilfen für Sonnenstrom von Dachanlagen um 15 Prozent kappen. Den Vertretern der Solarlobby ging das zu schnell: Sie warfen Röttgen vor, die deutsche Photovoltaik-Industrie "existentiell" zu gefährden und Tausende Jobs aufs Spiel zu setzen. Auch beim Koalitionspartner FDP und in der CDU regte sich zum Teil vehementer Widerstand.
Nun soll die Solarförderung für Dachanlagen doch erst ab Juli sinken, dafür um 16 statt 15 Prozent.