Ausgabepreis 38 Dollar pro Aktie Facebook startet Rekord-Börsengang

Ausgabepreis 38 Dollar pro Aktie: Facebook startet Rekord-Börsengang
Foto: JOEL SAGET/ AFPFacebook hat die letzten Weichen für seinen Rekord-Börsengang gestellt. Am Donnerstag legte das soziale Netzwerk den Einstiegspreis seiner neuen Aktie auf 38 Dollar fest. Damit hätte das Unternehmen einen Marktwert von 104 Milliarden Dollar - mehr als je ein US-Konzern zuvor bei seiner Listing-Premiere. Mit einem Erlös von 18,4 Milliarden Dollar wäre dies außerdem das zweitgrößte Initial Public Offering (IPO) in Amerikas Börsengeschichte.
Als größtes Tech-Listing überhaupt stellt Facebook damit zugleich die Premiere von Google in 2004 (1,7 Milliarden Dollar) weit in den Schatten. Die Aktie soll ab Freitag unter dem Kürzel FB an der US-Techbörse Nasdaq gehandelt werden. Nach Informationen des "Wall Street Journals" und anderer US-Medien will Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, 28, die Nasdaq-Eröffnungsglocke per Fernbedienung von der Facebook-Zentrale im kalifornischen Silicon Valley aus läuten.
Die Wall Street erwartet den Börsengang so fieberhaft wie lange keine Aktien-Premiere mehr. Er markiert den dramatischen Höhepunkt des jüngsten Tech-Booms. Der Preis der Facebook-Aktie liegt am oberen Rand der avisierten Spanne (34 bis 38 Dollar) und war schon nachmittags durchgesickert. Offiziell bestätigt wurde er aber erst nach US-Handelsschluss in einer Meldung an die Börsenaufsicht SEC.
Das "Pricing" ist ein delikater Moment bei jedem Börsengang. Wird der Preis zu niedrig angesetzt, könnte das den Börsenneuling Abermillionen Dollar kosten. Wird er zu hoch veranschlagt, könnte das Langzeit-Investoren verschrecken. Facebook und die beteiligten Wall-Street-Banken haben die Endsumme am Donnerstag in telefonischer Koordination mit den erwarteten Großanlegern austariert.
Umsatzzahlen überzeugen nicht
Insgesamt will Facebook 421,2 Millionen Aktien flotieren. Allein Zuckerbergs persönlicher Anteil an Facebook dürfte damit auf mehr als 19 Milliarden Dollar anschwellen. Insider erwarten, dass der Kurs dank des Medienrummels am ersten Tag kräftig ansteigt, dann aber abflacht. Die langfristige Prognose ist jedoch ungewiss.
Mit 18,4 Milliarden Dollar Erlös landet Facebook auf dem zweiten Platz aller US-Börsenpremieren, nach der Kreditkartenbank Visa, die 2008 mit 19,7 Milliarden Dollar in den Markt einstieg. Doch der Wirbel um Facebook ist ungleich größer. Zeitungen und Magazine in den USA hoben Zuckerberg aufs Cover. Investoren standen stundenlang Schlange für einen Platz bei der PR-"Roadshow", mit der Facebook in den letzten zwei Wochen für das Listing warb.
Das Echo war jedoch widersprüchlich. Manche Analysten kritisierten das bis heute unklare Geschäftsmodell des erst 2004 gegründeten Konzerns. Umfragen bestätigen diese Skepsis. In einem Bloomberg-Rundruf bei Investoren, Analysten und Händler erklärten 79 Prozent der Befragten, Facebook sei zu hoch bewertet.
Die Facebook-Umsatzzahlen überzeugten bisher kaum: Im ersten Quartal 2012 lagen sie mit 1,05 Milliarden Dollar sogar unter denen des vorherigen mit 1,3 Milliarden Dollar. Auch das Anzeigenmodell bleibt umstritten. Gerade erst stoppte der Autobauer GM, der drittgrößte US-Werbeträger, alle Inserate auf Facebook: Sie würden nicht geklickt, brächten also nichts.
Profitieren dürfte dagegen die Wall Street. Die lukrative Konsortialführung des Deals hat sich JP Morgan Chase ergattern können, die größte US-Bank, die damit hofft, nach dem massiven Spekulationsverlust der letzten Wochen aus den schlechten Schlagzeilen herauszukommen. Außerdem sind Goldman Sachs, Morgan Stanley und 30 weitere Banken an der IPO beteiligt. Sie hoffen auf neunstellige Gebühren.