Handelsstreit um Flugzeughersteller EU darf Strafzölle auf US-Importe in Milliardenhöhe erheben

Seit rund 15 Jahren streiten die EU und die USA über Subventionen für die Flugzeughersteller Airbus und Boeing. Nun könnten Zölle auf Ketchup, Spielkonsolen und andere Güter eingeführt werden.
Boeing 737 Max (Archiv)

Boeing 737 Max (Archiv)

Foto: Ben Stansall / AFP

Wegen jahrelanger rechtswidriger Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing darf die Europäische Union Strafzölle auf US-Importe im Umfang von knapp vier Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) im Jahr verhängen. Das legten unabhängige Streitschlichter fest, wie die Welthandelsorganisation (WTO) berichtete. Die Schlichter blieben damit weit unter den ursprünglichen Forderungen.

Weil Airbus durch die Staatshilfen für den Konkurrenten jahrelang benachteiligt worden sei, hatte die EU zunächst zwölf Milliarden Dollar an Schäden geltend gemacht. Im Gespräch mit den Schlichtern lag die Forderung noch bei 8,6 Milliarden Dollar. In einem ähnlich gelagerten Fall hatten Schlichter den USA wegen unerlaubter Subventionen für Airbus bereits Strafzölle auf Produkte aus der EU im Umfang von 7,5 Milliarden Dollar genehmigt.

Abgaben auf Ketchup und Spielkonsolen

Das Urteil stellt den vorläufige Schlussstrich unter dem Disput zwischen den Handelsgiganten USA und EU dar, der seit mehr als 15 Jahren andauert. Eine Berufung ist ausgeschlossen. Die EU hat bereits Abgaben auf Ketchup, Spielkonsolen und andere Produkte angedroht. 

Die WTO-Streitschlichter hatten im März 2019 bereits abschließend festgestellt, dass die USA über Jahre zuvor beanstandete staatliche Hilfen für Boeing nicht eingestellt hatten. Seitdem waren Schlichter damit beschäftigt, die Höhe der erlaubten Strafzölle zu ermitteln. Es ging bei den Subventionen unter anderem um Forschungsgelder der Weltraumbehörde NASA und Steuervergünstigungen. Staatlich gefördert wurde auch der einstige Verkaufsschlager der Amerikaner, das Langstreckenflugzeug Boeing 787 "Dreamliner".

Höchste Summe seit Gründung der WTO

Die EU und die USA hatten sich vor gut 15 Jahren bei der WTO gegenseitig wegen Beihilfen für Airbus und Boeing verklagt. Schon im Mai 2018 stellten Schlichter im Airbus-Fall fest, dass Brüssel beanstandete Subventionen nicht gestoppt hatte. Sie genehmigten den USA im Oktober 2019 deshalb Strafzölle auf Waren im Wert von 7,5 Milliarden Dollar im Jahr. Das war die höchste Summe, die seit Gründung der WTO 1995 genehmigt wurde.

Die USA setzten das Urteil umgehend um: Sie verteuerten die Einfuhr von Käse, Butter und Wein und vielen anderen Produkten aus Europa, ebenso von Komponenten für die Luftfahrtindustrie. Die Strafzölle liegen zwischen 15 und 25 Prozent. Sie straften vor allem die Länder, die Airbus-Subventionen zahlten: Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien.

Die EU hat den USA zuletzt im Juli angeboten, über die Beilegung der Streitereien und ein Ende aller Strafzölle zu verhandeln. Washington war zunächst nicht darauf eingegangen.

rai/dpa
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