Export Seltener Erden China gründet mächtige Rohstoffzentrale
Sie gehören zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt: Seltene Erden sind für den Bau von Hightech-Produkten unverzichtbar - und werden fast nur in China abgebaut. Jetzt will Peking den Export mit einer neuen Organisation schärfer kontrollieren. Den Industriestaaten drohen Engpässe bei der Versorgung.
Peking - China will den Handel mit den weltweit begehrten seltenen Erdmetallen künftig stärker kontrollieren. Eine neue Organisation solle die Preisverhandlungen und den Export der Seltenen Erden koordinieren, sagte Wang Caifeng, die mit der Gründung des Industrieverbands betraut ist. Wang ist ehemalige Beamtin des chinesischen Industrieministeriums, mit dem der neue Verband direkt verbunden sein wird. Bisher sind demnach bereits mehr als 90 Firmen der neuen Organisation beigetreten.
China produziert rund 97 Prozent der seltenen Erdmetalle mit Namen wie Europium oder Neodym. Insgesamt zählen zu der Gruppe 17 Metalle. Meist kommen sie am selben Standort im selben Gestein vor.
Die Seltenen Erden werden von der Industrie zwar nur in kleinen Mengen verwendet - sie sind aber unverzichtbar für viele technische Geräte. So kommen sie beim Bau von Internethandys, Windturbinen oder bei leistungsstarken Batterien von Elektroautos zum Einsatz - also bei vielen Zukunftstechnologien, auf die Unternehmen rund um den Globus setzen.
Bisher sind die Rohstoffe auf dem Weltmarkt relativ billig, auch weil in China beim Abbau der Metalle sehr niedrige Umweltstandards gelten. Die größten Verbraucher Seltener Erden sind die Volksrepublik selbst, Japan und die USA mit ihren starken Technologiebranchen.
Preisanstieg um mehr als 100 Prozent
Insgesamt hat China in den ersten elf Monaten dieses Jahres 35.075 Tonnen der Metalle im Wert von 630 Millionen Dollar exportiert. Das entspricht einem Preisanstieg von 171 Prozent gegenüber 2009. China beschränkt die Ausfuhr der Metalle allerdings zusehends mit Quoten und Zöllen. Vor 14 Tagen kündigte das Land an, die Ausfuhrzölle auf Seltene Erden zu erhöhen, um die Umwelt zu schützen und die Belieferung der eigenen Wirtschaft zu sichern.
Die Anhebung soll schon am 1. Januar 2011 in Kraft treten und sorgte vor allem bei den westlichen Abnehmerstaaten für Proteste. Zuletzt drohten die USA, sich bei der Welthandelsorganisation WTO zu beschweren. Man werde "energische Auseinandersetzungen mit China über dieses Thema führen", hieß es aus Washington.
Auch bei der Bundesregierung war zuletzt die Sorge gewachsen, dass die Spezialrohstoffe für deutsche Firmen knapper werden könnten. Zuletzt hatte das Kabinett eine Nationale Rohstoffstrategie beschlossen, mit der ein besserer Zugang deutscher Firmen zu Seltenen Erden gewährleistet werden soll.
Dazu wird im nächsten Jahr in Freiberg unter anderem ein Institut für Rohstoffforschung angesiedelt. "Es ist ein Beitrag der Forschung für eine sichere, nachhaltige und wettbewerbsfähige Rohstoffversorgung der deutschen Industrie", hatte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) Mitte Dezember erklärt.
Ungeachtet der Proteste von Industrieländern drosselt China künftig die Ausfuhr Seltener Erden weiter. Zu Beginn des Jahres würden mehr als zehn Prozent weniger der Metalle exportiert, teilte das Wirtschaftsministerium in Peking mit. Allerdings wolle China mehr Unternehmen beliefern als im Vorjahr. Konkret sollen knapp 14.500 Tonnen ausgeliefert werden.
wit/AFP/AP/Reuters