Trotz hoher Inflation EZB belässt Leitzins bei null Prozent

Trotz hoher Teuerungsraten bleibt die Europäische Zentralbank bei ihrer Nullzinspolitik. Auch an den milliardenschweren Anleihenkäufen hält die Notenbank fest.
EZB-Zentrale in Frankfurt am Main

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main

Foto: ANDRE PAIN / AFP

Auch angesichts der zu Jahresbeginn weiter gestiegenen Inflation bleibt eine Zinswende in der Eurozone aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag, wie allgemein erwartet, auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zugleich müssen Finanzinstitute weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Den dafür gültigen sogenannten Einlagesatz beließen die Währungshüter bei minus 0,5 Prozent. Sie halten sich jedoch weiterhin die Tür für eine künftige Erhöhung offen: Der EZB-Rat steht bereit, »alle seine Instrumente« bei Bedarf anzupassen. Damit will er sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei ihrem Zielwert von 2,0 Prozent stabilisiert.

Angesichts der hohen Inflation gerät die EZB zunehmend unter Druck zu reagieren. Entgegen vieler Erwartungen hatte sich die Teuerung im Währungsraum zu Jahresanfang nicht abgeschwächt, sondern weiter beschleunigt.

Mit 5,1 Prozent wurde eine neue Rekordmarke seit Bestehen des Währungsraums aufgestellt. Laut ihrer Prognose vom Dezember rechnet die EZB aber mit einem schrittweisen Abklingen des Preisdrucks.

Die Notenbank strebt für den Währungsraum der 19 Länder ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird.

Die vergleichsweise hohe Teuerung macht Verbrauchern Sorge. Denn eine höhere Inflation schwächt ihre Kaufkraft, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor. Kritiker werfen der EZB vor, mit ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik inklusive milliardenschwerer Anleihenkäufe die Teuerung noch anzuheizen.

Bei der Sitzung Mitte Dezember hatte der EZB-Rat ein erstes Signal für ein Auslaufen der Geldflut gesendet: Nur noch bis Ende März wird die EZB zusätzliche Wertpapiere im Rahmen ihres in der Coronapandemie aufgelegten Anleihenkaufprogramms PEPP erwerben. Allerdings steckt die Notenbank weiterhin etliche Milliarden in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere: Das allgemeine Kaufprogramm APP wird vorübergehend aufgestockt. Gelder aus auslaufenden PEPP-Papieren sollen bis mindestens Ende 2024 neu angelegt werden.

Britische Notenbank hebt Leitzins an

Die britische Notenbank intensiviert bereits ihren Kampf gegen die hohe Inflation im Land. Dazu hebt sie ihren Leitzins erneut an und verkleinert ihre durch Wertpapierkäufe aufgeblähte Bilanz. Der Leitzins steigt um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent, wie die Bank of England nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses in London mitteilte. Analysten hatten mit dem Schritt gerechnet. Es ist die zweite Zinsanhebung der britischen Notenbank in der Coronapandemie.

Die US-Notenbank Fed hat für dieses Jahr drei Anhebungen in Aussicht gestellt.

mmq/Reuters/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten