Niedrige Inflation EZB hält Leitzins auf Rekordtief von 0,05 Prozent

EZB-Chef Draghi: Kampf gegen Mini-Inflation
Foto: Fredrik Von Erichsen/ dpa


EZB-Chef Draghi: Kampf gegen Mini-Inflation
Foto: Fredrik Von Erichsen/ dpaDie Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins nicht verändert. Er bleibt auf dem Niveau von 0,05 Prozent, wie die Notenbank mitteilte. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit September 2014. Der Strafzins für Geld, das Banken über Nacht bei der Notenbank parken, beträgt weiterhin 0,3 Prozent.
Die Währungshüter wollen mit dem niedrigen Leitzins die schwächelnde Konjunktur in der Eurozone ankurbeln und gegen die zu niedrige Inflation ankämpfen. Das billige Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an.
Zudem betreibt die EZB ein Wertpapierkaufprogramm. Sie will bis mindestens März 2017 monatlich 60 Milliarden Euro in die Märkte pumpen. Das billige Geld soll eine deflationäre Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und rückläufigen Investitionen verhindern.
Kurz nach dem Zinsentscheid gab EZB-Chef Mario Draghi bekannt, dass diese Anleihekäufe unverändert fortgesetzt werden. Mögliche weitere geldpolitische Lockerungen würden bei der kommenden Zinsentscheidung im März geprüft. Dann könnten gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden.
Trotz der Geldflut lag die Inflation in der Eurozone im Dezember auf einem Rekordtief von 0,2 Prozent. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent an, die ihr als optimal für die Konjunkturentwicklung gilt.
Besorgt zeigte sich Draghi angesichts des sinkenden Ölpreises. Es bestehe die Gefahr, dass sich der Preisverfall auch in anderen Gütergruppen festsetze und dadurch eine wirtschaftliche Abwärtsspirale in Gang komme. "Bislang haben wir das nicht. Aber wir müssen sehr wachsam sein", sagte der EZB-Chef. In einer sogenannten Deflationsspirale fallen Preise auf breiter Front, wobei sich Verbraucher in Erwartung sinkender Kosten mit Käufen zurückhalten, Löhne sinken und Investitionen stocken.
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Deflation bedeutet, dass die Preise in einem Land über längere Zeit sinken. Das kann verschiedene Ursachen haben. So ist beispielsweise eine Immobilienblase geplatzt, wodurch Häuser plötzlich viel billiger werden. Oder ein Staat beschließt, stark zu sparen. Weil er weniger Produkte kauft, müssen die Anbieter ihre Preise senken.
Sinkende Preise klingen erst einmal nach einer guten Sache. Doch für Unternehmen bedeuten sie geringere Einnahmen. Auch sie investieren nun weniger Geld, kürzen Löhne oder entlassen gar Mitarbeiter. Das verunsichert Bürger, die um ihren Job fürchten und deshalb ebenfalls weniger ausgeben. Auch Banken sorgen sich und vergeben weniger Kredite. Insgesamt verringert sich die Menge an Geld, die in Umlauf ist.
Jetzt kommt es drauf an. Im besten Fall finden Bürger die Produkte irgendwann so günstig, dass sie wieder mehr kaufen und Firmen deshalb ihre Preise erhöhen können. Es kann jedoch auch zu einer Deflationsspirale kommen: Bürger warten ab, weil sie mit immer weiter sinkenden Preisen und Einkommen rechnen. Unternehmen müssen ihre Produktion deshalb erneut reduzieren oder gehen gar pleite. Das trifft Banken, die noch weniger Kredite vergeben. Die Preise fallen immer weiter.
Wenn die Preise trotz allem weiter sinken, muss die Zentralbank handeln. Sie kann ihren Leitzins senken und so die Banken zur Vergabe von mehr Krediten ermutigen. Falls der Zins schon sehr niedrig ist, können die Währungshüter auch Anleihen und Wertpapiere aufkaufen, um dadurch mehr Geld in Umlauf zu bringen. Mit demselben Ziel kann auch der Staat seine Ausgaben erhöhen. All diese Schritte haben jedoch Risiken - etwa das Entstehen neuer Spekulationsblasen oder einen gefährlicher Anstieg der Staatsverschuldung.
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