Verpatzter Börsengang Facebook-Aktie stürzt weiter ab

US-Tech-Börse Nasdaq: Facebook-Aktie auf Talfahrt
Foto: Richard Drew/ APNew York/San Francisco - Rutscht das Facebook-Papier bald unter die 30-Dollar-Marke? Am dritten Handelstag für die Aktie des Internetkonzerns kam der Kurs diesem Wert zumindest gefährlich nahe. Kurz nach Eröffnung der US-Börsen kostete das Papier 30,98 Dollar - ein Minus von fast sieben Prozent. Auch im weiteren Verlauf lag die Aktie weiter im tiefroten Bereich.
Zur Erinnerung: Die Aktie des angesagten Internetkonzerns war am Freitag mit 38 Dollar gestartet und in etwa auf dem Niveau auch aus dem Handel gegangen - allerdings nur mit Unterstützung durch Stützungskäufe des Konsortialführers Morgan Stanley. Seitdem aber kennt das Papier nur noch eine Richtung - abwärts. Am Montag war der Kurs um rund elf Prozent eingebrochen. Kritiker fühlen sich dadurch bestätigt, dass der Facebook-Hype bald wieder vorbei sein wird. Sie bezeichneten auch den Ausgabepreis von 38 Dollar als zu hoch.
Zunehmend wird auch Verärgerung über die Großbank Morgan Stanley laut. Unmittelbar vor dem Gang auf das Parkett hatte das Kreditinstitut, das den Börsengang begleitete, Anlegern zufolge die Umsatzprognose für das Online-Netzwerk gesenkt. "Das passierte noch während der Werbetour - so was habe ich in den vergangenen zehn Jahren nicht erlebt", sagte ein Insider einer Fondsgesellschaft, die von Morgan Stanley über die korrigierte Vorhersage informiert worden war. Nach Ansicht von Investoren hat der Geldkonzern damit Anleger verschreckt und zu dem schwachen Börsendebüt beigetragen.
Solche Anpassungen gelten als höchst ungewöhnlich
Auch wenn Analysten unabhängig agieren, versuchen Emissionsbanken in der Regel, ein Unternehmen vor dem Börsengang in ein möglichst positives Licht zu rücken. Finanzkreisen zufolge senkte Morgan Stanleys Internetanalyst Scott Devitt seine Umsatzprognose für Facebook für das zweite Quartal deutlich und setzte auch bei die vorhergesagten Einnahmen für das Gesamtjahr niedriger an. "Diese Verlangsamung regte viele Leute auf", sagte ein Investor. Für Analysten der führenden Konsortialbanken seien solche Anpassungen unmittelbar vor dem Börsengang sehr ungewöhnlich, bestätigte auch Scott Sweet von der Gesellschaft IPO Boutique.
Emissionsbanken geben in der Regel bis zu 40 Tage nach Handelsbeginn keine Kommentare zu den eingeführten Aktien ab. Auch JP Morgan und Goldman Sachs , die ebenfalls an der Emission beteiligt waren, senkten Kreisen zufolge ihre Vorhersagen. Grundlage seien die bei der Börsenaufsicht SEC eingereichten, geänderten Unterlagen des Online-Treffpunkts gewesen. Mark Zuckerbergs Firma habe sich darin zurückhaltend bezüglich des Umsatzwachstums gezeigt, da immer mehr Nutzer auf mobile Geräte zurückgriffen. Mit Internetwerbung auf Mobiltelefonen lässt sich aber weniger Geld verdienen als mit Werbebannern auf Computerseiten.
Die Neuemission sei zudem viel zu groß angelegt gewesen, die platzierenden Banken hätten nur die Hälfte der Aktien auf den Markt bringen sollen, sagte der Analyst Michael Pachter dem "Wall Street Journal". Sie hätten den Börsengang "total vermasselt". Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Insider, dass einigen Investoren mehr Aktien zugeteilt worden seien, als sie erwartet hätten. Die überschüssigen Papiere würden sie nun auf den Markt werfen.