Projekt Libra Facebook-Geld soll werden "wie die Währung einer großen Volkswirtschaft"

Libra-Logo
Foto: dpaMark Zuckerberg will Facebook zu einem zentralen Akteur in der Finanzwelt machen. Der Digitalkonzern hat eine neue globale Währung entwickelt und diese nun offiziell vorgestellt. Das Digitalgeld mit dem Namen Libra basiert ähnlich wie der Bitcoin auf der sogenannten Blockchain-Technologie, soll aber keinen Kursschwankungen unterliegen.
Facebook werde keinen Zugang zu den Transaktionsdaten haben, versicherte der für das Projekt zuständige Facebook-Manager David Marcus.
In der Anfangszeit dürfte das Digitalgeld vor allem für Überweisungen zwischen verschiedenen Währungen eingesetzt werden, sagte Marcus. Damit würde Libra mit Diensten wie Western Union oder Moneygram konkurrieren, die für internationale Überweisungen hohe Gebühren verlangen. Das Ziel sei aber, Libra schließlich zu einem vollwertigen Zahlungsmittel für alle Situationen zu machen.
Der französische Finanzminister Bruno Le Maire hat sich kritisch zu den Plänen von Facebook geäußert. Die neue Digitalwährung Libra müsse reguliert werden, forderte Le Maire in einem Radiointerview. Internetgiganten dürften generell keine Pläne verfolgen, die drauf abzielen, staatliches Geld durch eigene Digitalwährungen zu ersetzen.
Facebook schmiedet Allianz
Facebook will es Verbrauchern möglichst einfach machen, das Geld zwischen Libra und anderen Währungen zu tauschen und Transaktionen zu tätigen. So soll man Libra-Überweisungen zum Beispiel direkt in Facebooks Chatdiensten WhatsApp und Messenger ausführen können. Mit einer Verknüpfung zum Bankkonto sollen Libra auch direkt auf dem Smartphone in andere Währungen umgetauscht werden können.
Um letztendlich eine digitale Vollwährung zu erreichen, hat Facebook eine Allianz geschmiedet, die Libra Association. Diese Allianz soll das Digitalgeld verwalten - und nicht Facebook selbst. Unter den aktuell 28 Mitgliedern sind die Finanzdienstleister Visa, Mastercard, Paypal und Stripe, was die Integration in Bezahlsysteme erleichtern dürfte.
Mit dabei sind unter anderem auch Vodafone und Ebay, die Reisebuchungsplattform Booking.com sowie der Musikstreaming-Dienst Spotify und die Fahrdienstvermittler Uber und Lyft.
Zum Libra-Start im Jahr 2020 hoffe er auf mehr als hundert Partner, sagte Facebook-Manager Marcus. Facebook werde keine Sonderrolle in der Organisation haben.
Um die massiven Kursschwankungen bisheriger Blockchain-Währungen wie Bitcoin zu vermeiden, wird Libra laut Marcus in vollem Umfang durch einen Reservefonds mit verschiedenen Währungen wie Dollar, Euro und Yen gedeckt sein: "Wenn zum Beispiel jemand Libra für 100 Euro kauft, fließen diese 100 Euro in die Reserve."
Die Libra Association werde zudem festlegen, in welchem Verhältnis Währungen und Wertpapiere wie Anleihen in der Reserve gehalten werden, um für einen stabilen Kurs zu sorgen. Auch werde Libra anders als der Bitcoin nicht von den Nutzern selbst erstellt, sondern muss bei Mitgliedern der Allianz oder auf Handelsplattformen erworben werden.
"Eine Lösung für viele Probleme"
Facebook lässt keinen Zweifel daran, dass Libra am Ende eine globale Währung werden soll, mit der man genauso wie mit dem heutigen Geld alles und überall kaufen kann - egal, ob online oder in einem Laden. Zugleich schränkte Marcus ein: "Ich denke, dass jede neue Währung viel Zeit brauchen wird, um so groß zu werden wie eine existierende nationale Währung einer großen Volkswirtschaft."
Ein Grund dafür sei, dass in der entwickelten Welt die Bezahlwege bereits mit den heutigen Möglichkeiten gut eingespielt seien. "Zumindest in den nächsten zehn Jahren werden wir alle noch unsere Gehälter bekommen und Steuern zahlen in der Währung der Länder, in denen wir leben." Zugleich gebe es aber auch Länder mit hoher Inflation und schlecht ausgebauten Banksystemen - und dort könne eine Digitalwährung wie Libra eine viel größere Rolle spielen, "weil sie eine Lösung für viele Probleme bieten kann". In China wird Libra nicht verfügbar sein.
Zur Aufbewahrung und Nutzung von Libra werden verschiedene Anbieter digitale Brieftaschen - sogenannte Wallets - aufsetzen können. Für ein eigenes Angebot hat Facebook die Tochterfirma Calibra mit Marcus an der Spitze gegründet. Der Manager war vor seinem Wechsel zu Facebook Chef des Bezahldienstes Paypal.
Geldwäsche-Regeln sollen greifen
Facebook steht insbesondere nach dem Skandal um Cambridge Analytica unter massivem Druck, den Datenschutz zu verbessern. Facebook verspricht, dass Nutzer in dem Libra-System unter Pseudonymen agieren und mehrere Zugänge haben können. "Transaktionen enthalten keine Verbindung zur Identität der Nutzer in der realen Welt", hieß es in einem Papier.
Die übliche Regulierung - also zum Beispiel Maßnahmen gegen Geldwäsche - werde auf Ebene der Wallets greifen, sagte Marcus. "Wir haben mit Regulierern rund um die Welt gesprochen." Für Unternehmen, die Gründungsmitglieder der Libra-Allianz werden wollen, wurde eine Hürde gesetzt: Sie müssen einen Marktwert von mindestens einer Milliarde Dollar oder mehr als 20 Millionen Kunden haben. Mitglieder müssen mindestens zehn Millionen Dollar investieren.
Die bekannteste Blockchain-Währung Bitcoin ist anders organisiert: Bei ihr werden die Einheiten durch mathematische Berechnungen auf den Computern der Nutzer generiert - "geschürft", wie es im Fachjargon heißt. Dabei ist die Gesamtzahl der Bitcoin, die produziert werden können, beschränkt.
Der Bitcoin profitiert derzeit von den Facebook-Plänen. Der Kurs der Digitalwährung stieg zuletzt mit knapp 9500 Dollar auf einen neuen Höchststand seit Mai 2018.