"Fairtrade"-Produkte Verbraucher geben mehr Geld für fair gehandelte Waren aus

"Fairtrade"-Bananen im Supermarkt: Marktanteil von 20 Prozent
Foto: Wolfgang Kumm/ DPADer Umsatz mit Waren mit dem "Fairtrade"-Siegel hat 2019 erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro überschritten. 2018 lag der Umsatz noch bei 1,6 Milliarden Euro, immerhin ein Plus von 26 Prozent. Dennoch gaben Verbraucher in Deutschland damit im Schnitt gerade mal 25 Euro für fair gehandelte Produkte aus. Das teilte der Verein Transfair in Berlin mit, der an Händler und Produzenten gegen Lizenzgebühren das Recht vergibt, das "Fairtrade"-Logo zu nutzen.
Einen deutlichen Zuwachs gab es demnach bei Bananen, von denen 130.000 Tonnen verkauft wurden - 41 Prozent mehr als 2018. Der Marktanteil liege damit bei 20 Prozent. Das starke Plus ist den Angaben zufolge vor allem darauf zurückzuführen, dass "Fairtrade"-Bananen ohne Bio-Siegel inzwischen auch beim Discounter Lidl im Angebot sind.
Auch fair gehandelter Kaffee hat um zwölf Prozent auf 23.000 Tonnen zugelegt. Der Marktanteil ist mit rund fünf Prozent allerdings nach wie vor bescheiden. Den größten Marktanteil hat das Siegel für fairen Handel aber bei Rosen: 30 Prozent der verkauften Rosen sind laut Verband Fairtrade-Blumen.
Deutlich schwieriger ist das Geschäft mit fair gehandeltem Tee, von dem deutschlandweit nur 359 Tonnen verkauft wurden - ein Rückgang von sechs Prozent, den Transfair mit dem vergangenen heißen Sommer begründet. Zugelegt hat dagegen die Nachfrage nach fair gehandeltem Kakao etwa für die Schokoladenherstellung - auf 79.000 Tonnen. Das sind 45 Prozent mehr als 2018 und ein Marktanteil von 17 Prozent.
Coronakrise bedroht Lieferketten und Produktion im Süden
In diesem Jahr wird der Absatz der fairen Produkte durch die Folgen der Corona-Pandemie überschattet. Die Nachfrage nach fairen Lebensmitteln wie Kaffee, Bananen oder Kakao sei zwar bisher stabil geblieben, teilte Transfair weiter mit. Aber in den Anbauländern der "Fairtrade"-Produkte seien Gesundheitsversorgung und Wirtschaft fragil, sagte der Transfair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath. Die Pandemie lege soziale und wirtschaftliche Ungleichheit offen.
Für die Produzentenorganisationen sind fair gehandelte Produkte Transfair zufolge gerade in der Coronakrise eine Hilfe. Sie erhalten für "Fairtrade"-Verkäufe neben stabilen Mindestpreisen eine Fairtrade-Prämie. Im Jahr 2019 waren das 38 Millionen Euro. "Gerade jetzt ist die Prämie wichtig, weil sie oft die einzige Rücklage ist, die Produzenten haben", sagte Mary Kinyua, Vorsitzende des Produzentennetzwerks Fairtrade Africa.
"Neben der Angst um die Gesundheit sind die wirtschaftlichen Folgen dramatisch", sagte Kinyua. "Bei Rohstoffen, für die die Ernte noch aussteht, fehlen Erntehelfer. Wo die Ernte eingeholt ist, ist die Logistik unsere Sorge. Mobilitätseinschränkungen machen den Transport zum Hafen schwieriger und teurer."
Der faire Handel hat in Deutschland in den vergangenen Jahren regelmäßig zugelegt. Es gibt inzwischen mehrere Siegel für Produkte, deren Anbieter Wert auf gerechte Löhne und bessere Arbeitsbedingungen legen. Das Forum Fairer Handel will seine Daten im Juli vorstellen, 2019 zog es zurückhaltend Bilanz.
Auch der Einschätzung von dessen Geschäftsführer Matthias Fiedler zufolge sind deutliche Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erwarten: "Die fehlenden Einkäufe der Weltläden und die teilweise zusammenbrechenden Lieferketten sind große Herausforderungen für die Fair-Handelsunternehmen."
Besonders kritisch sei die Situation für deren Handelspartner im globalen Süden. "Sie verzeichnen schon jetzt große Umsatzeinbußen, weil sie ihre Betriebe teilweise schließen müssen oder ihre Waren nicht mehr exportieren können", sagte Fiedler. Es drohten in großem Umfang Insolvenzen.