Fallender Ifo-Index Stimmung in deutscher Wirtschaft verschlechtert sich weiter

Bei deutschen Unternehmern wächst die Sorge, von einem weltweiten Abschwung mitgerissen zu werden. Der Ifo-Index, der das Geschäftsklima misst, sinkt zum dritten Mal in Folge - allerdings weniger deutlich als befürchtet.
Auto-Produktion in Wolfsburg: Sorge um das vierte Quartal

Auto-Produktion in Wolfsburg: Sorge um das vierte Quartal

Foto: KAI-UWE KNOTH/ AP

München - Im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern läuft es in der deutschen Wirtschaft noch immer gut. Doch die europäische Schuldenkrise und weltweite Rezessionssorgen haben die Stimmung der deutschen Firmenchefs im September erneut verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel zum dritten Mal in Folge von 108,7 Punkten auf 107,5. Das teilte das Ifo-Institut am Montag mit.

Die 7000 befragten Manager schätzten sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die aktuelle Lage schlechter ein. Das Barometer für die Konjunkturerwartungen sank von 100,0 auf 98,0 Punkte. Der Lage-Index sank leicht von 118,1 auf 117,9 Zähler.

Viele Experten befürchten, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal im Sog der weltweiten Konjunkturabschwächung erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wieder schrumpft. Bundesbank und Bundesfinanzministerium rechnen aber nicht mit einer Rezession. Für das Gesamtjahr erwarten die meisten Institute ein Wachstum von bis zu drei Prozent, für 2012 aber nur noch etwa ein Prozent.

Bereits im Juli und im August hatte das wichtige Stimmungsbarometer angesichts von Schuldenkrise und einem schwächeren Wachstum deutlich nachgegeben. Bei drei Rückgängen in Folge sehen Volkswirte eine Trendwende in der Konjunkturentwicklung.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn bewertete die Zahlen dennoch grundsätzlich positiv. "Die weiterhin gute Lage der Unternehmen zeigt, dass sich die deutsche Konjunktur bislang von den politischen Turbulenzen abkoppeln konnte", sagte Sinn. Eine Rezession erwartet das Institut nicht.

"Die Firmen rechnen mit einer globalen Konjunkturabkühlung, sie haben aber noch Puffer", sagte Ifo-Experte Klaus Abberger mit Blick auf dicke Auftragspolster. Allerdings stellten sie sich wegen der Schuldenkrise und des weltweiten Abschwungs auf schwierigere Zeiten ein. Zum Pessimismus trügen auch die Börsenturbulenzen bei. "Davon lassen sich die Unternehmen schon beeindrucken."

Auch Ökonomen wiesen in ersten Einschätzungen darauf hin, dass der Ifo-Index weniger deutlich gefallen sei als erwartet. Bernd Weidensteiner von der Commerzbank   sagte: "Der Rückgang wurde hauptsächlich durch die schlechtere Erwartungskomponente verursacht. Dies kann auf schlechtere Geschäftsaussichten hindeuten, möglicherweise liegt es allerdings auch an dem insgesamt schlechten Nachrichtenumfeld." Noch immer seien die Werte nahe ihrem Rekordstand. "Dies zeigt an, dass die deutsche Wirtschaft an einer Rezession vorbeikommen könnte."

Auch Jörg Lüschow von der WestLB sagte, der Rückgang sei "weniger kräftig ausgefallen als befürchtet. Die Lage in Deutschland ist nicht so schlecht, wie es die Märkte derzeit widerspiegeln." Zwar gingen die Erwartungen deutlich zurück, das Wachstum werde künftig unterdurchschnittlich sein. "Dass Deutschland in eine Rezession abgleitet, kann man aus den Zahlen nicht herauslesen. Dies zeigt auch die positive Reaktion der Märkte auf die Daten."

Der Deutsche Aktienindex (Dax  ) zog nach Bekanntgabe der Ifo-Zahlen deutlich an. Bis zum späten Vormittag legte er in der Spitze knapp drei Prozent auf 5348 Punkte zu. Auch der Euro in Dollar   legte zu und notierte zeitweise bei 1,3454 Dollar.

dab/Reuters/dpa
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