Preissturz Erdöl ist so billig wie 1981

Öl ist für die Deutschen so billig wie vor 34 Jahren, zumindest wenn man die Inflation berücksichtigt. Anzeichen für ein Ende des Preissturzes sind nicht in Sicht.
Tanks (in Leuna, Sachsen-Anhalt): "Öl ist reichlich vorhanden"

Tanks (in Leuna, Sachsen-Anhalt): "Öl ist reichlich vorhanden"

Foto: Waltraud Grubitzsch/ dpa

Berlin - Nach dem enormen Preissturz im zweiten Halbjahr 2014 ist Erdöl in Deutschland so billig wie seit 1981 - wenn die Geldentwertung einberechnet wird. Das teilte der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) am Freitag in Berlin mit.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent   habe im Durchschnitt des vergangenen Jahres 73,79 Euro gekostet und damit real weniger als 1981. Damals waren es - auf heutige Preise umgerechnet - 79,60 Euro. Noch deutlich niedriger waren die Ölpreise allerdings in den späten Achtziger- und in den Neunzigerjahren.

Zum Jahresende 2014 war der Ölpreis auf unter 50 Euro gefallen. Zu Beginn des neuen Jahres stieg er wieder leicht an. Händler werteten das allerdings lediglich als Gegenreaktion nach der langen Talfahrt.

Der Mineralölverband sieht die aktuell niedrigen Preise als positives Zeichen. "Damit sind die Prognosen widerlegt, wonach der Rohstoff Öl immer knapper und teurer werden müsse", sagte MWV-Hauptgeschäftsführer Klaus Picard.

So seien die bestätigten Ölreserven seit dem Jahr 2000 um 70 Prozent auf 240 Milliarden Tonnen gestiegen. Grund sei der technische Fortschritt sowohl beim Auffinden als auch bei der Förderung aus zuvor schwer erschließbaren Ölfeldern. "Öl ist reichlich vorhanden. Das hohe Angebot hat dazu geführt, dass Öl inflationsbereinigt nicht mehr kostet als vor drei Jahrzehnten", sagte Picard.

Russlands Ölförderung steigt 2014 auf Rekordhoch

Ein Grund für die gesunkenen Ölpreise ist die stark gestiegene Förderung in den USA. Aber auch Russland hat im vergangenen Jahr trotz westlicher Sanktionen und Wirtschaftskrise so viel Öl gefördert wie noch nie seit dem Ende der Sowjetunion. Die Produktion stieg 2014 um 0,7 Prozent auf mehr als zehn Millionen Barrel pro Tag und damit auf rund 527 Millionen Tonnen, wie das Energieministerium in Moskau am Freitag mitteilte.

Auch der Irak exportiert mittlerweile wieder deutlich mehr Erdöl. Im Dezember lieferte das Land laut einem Sprecher des Ölministeriums täglich im Durchschnitt 2,9 Millionen Barrel Rohöl ins Ausland. Das sei der höchste Stand seit den Achtzigerjahren, meldete die irakische Nachrichtenseite al-Sumaria am Freitag.

Den günstigen Ölpreis spüren auch die Autofahrer. Nach Angaben des ADAC haben sie im Jahr 2014 im Durchschnitt so günstig getankt wie zuletzt 2010. Gerade im zweiten Halbjahr hätten sich Benzin und Diesel spürbar verbilligt, teilte der Autoklub mit. Im Schnitt kostete damit ein Liter Super E10 im vergangenen Jahr 1,493 Euro. 2013 waren es noch 5,6 Cent mehr - und bereits das war im Vergleich zum Rekordjahr 2012 ein Rückgang.

nck/dpa/Reuters
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